Braunschweig. Am TU-Day fand erstmals ein „Science Tweetup“ in Braunschweig statt. Einer unserer Reporter hat daran teilgenommen.

Der Twitter-Nutzer @henningkrause twittert uns:

Was ist eigentlich ein Tweetup?

Die Antwort recherchierte Johannes Kaufmann

Die Frage könnte er sich am besten selbst beantworten. Denn Henning Krause, „Social Media Manager“ bei der Helmholtz-Gemeinschaft, hat das Konzept des Science Tweetup erfunden. Und auch an der Veranstaltung in Braunschweig, die von der Pressestelle der TU Braunschweig und der Helmholtz-Gemeinschaft organisiert wurde, war er beteiligt. Anlass war der TU-Day, eine Art Tag der Offenen Tür, zum dem am Samstag rund 15 000 Besucher kamen.

Morgens, 9 Uhr, Hauptbahnhof. Ich suche nach dem roten Regenschirm, der den Treffpunkt für das erste Braunschweiger Science Tweetup markieren soll. Doch die Gruppe ist auch so erkennbar – an der Körperhaltung. Acht junge Männer und Frauen stehen mit geneigten Köpfen auf dem Bahnhofsvorplatz und beugen sich über ihre Smartphones. Es werden bereits die ersten Tweets abgesetzt.

Ein Tweet ist eine Kurznachricht von höchstens 140 Zeichen, die über den Internetdienst Twitter (engl. Gezwitscher) verschickt wird. Dort kann jeder anderen Nutzern folgen, also deren Tweets abonnieren. Wer dem Twitterprofil unserer Zeitung mit dem Namen @bs_zeitung folgt, bekam am Samstag die Nachricht: „Der #ScienceTweetup zum #TUDay2014 ist gestartet. Mit dabei ist unser Reporter Johannes Kaufmann (@JAmoKa_BS).“

Mit dem #-Symbol werden Begriffe zu suchbaren Stichwörtern. Wer also bei Twitter nach #TUDay2014 sucht, bekommt alle Tweets angezeigt, die mit diesem Stichwort versehen wurden.

Beim Tweetup treffen sich Twitterer zu einer gemeinsamen Veranstaltung, um alle unter demselben Stichwort Kurznachrichten in die virtuelle Welt zu schicken. Wir zwitschern unter dem Stichwort sciencetweetup.

Neben Vertretern der Medien und Organisatoren sind auch wissenschaftsinteressierte Twitterer aus Leidenschaft mit dabei. @CosmoCat, im richtigen Leben Chahira Nouira, ist eigens aus Bonn angereist. Dafür ist sie um 3 Uhr morgens in den Zug gestiegen. „Das ist eine tolle Idee. Man lernt coole Leute kennen“, begründet sie ihre Teilnahme. Die 36-Jährige arbeitet als Expertin für neue Lehr- und Lernformen bei der Universität der Vereinten Nationen. Tweetups sind ihr Hobby.

Im Taxi geht es zuerst ins Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI). Dort führt uns Christian Richter von der Abteilung mikrobielle Wirkstoffe herum. Ich twittere: „Bei den Chemikern stinkt’s immer“, sagt der Biologe vom HZI beim #sciencetweetup“. Die Nachricht bekommen meine 72 Abonnenten und alle, die unser Stichwort verfolgen. Der Tweet wird von einem anderen Nutzer an dessen 614 Abonnenten weitergeleitet. Ein Quantenphysiker aus Schleswig-Holstein antwortet mir: „Dann ist er nie bei den Maschinenbauern vorbeigegangen, wenn die ihre Dieselmaschinen testen.“ Seine 1562 Abonnenten lesen mit. So funktionieren die sozialen Medien im Internet.

Richter, selbst Twitterer, sieht dabei auch eine „dunkle Seite“. Wenn Wissenschaft und Politik in großen Netzwerken diskutiert würden, sei das toll, doch manche nervten über Twitter und Co. vor allem mit Belanglosigkeiten.

Vom HZI geht es ins Biozentrum der TU. Wir lassen uns Pharmaverfahrenstechnik erklären und reden mit Professoren über die Extraktion von Arzneistoffen aus Pflanzen. Dabei machen wir Fotos mit dem Handy und twittern, bis die Finger bluten. Ich muss zusätzlich noch Stift und Block und meine Kamera koordinieren. Mein erschöpftes Fazit schicke ich in den Äther. Es erreicht 893 Nutzer – und nun die Leser dieser Zeitung: „Wichtige Erkenntnis beim #sciencetweetup: Multitasking ist ein Mythos! Kognitive und manuelle Überforderung...“