Braunschweig. Verkehrspsychologe Harms erklärt, wer häufig rast – und warum. Den Blitzer-Marathon findet er sinnvoll.

Der Blitz-Marathon wirft viele Fragen auf. Eine droht in Anbetracht der vielen polizeilichen, technischen und juristischen Probleme beinahe ins Hintertreffen zu geraten: Wer ist das eigentlich, der Raser?

Der Braunschweiger Verkehrspsychologe Dr. Dirk-Antonio Harms hat für unsere Zeitung eine grobe Dreiteilung erstellt. Alle drei Gruppen, das setzt Harms voraus, neigen zum Überschreiten des Tempolimits, ohne besonders in Eile zu sein. „Wer sich generell an Verkehrsregeln hält“, sagt Harms sogar, „der rast auch dann nicht, wenn er es wirklich eilig hat.“ Die drei klassischen Raser-Profile teilt er wie folgt ein:

1. Der Profi

Berufsfahrer wie etwa Kuriere oder Fernfahrer bilden laut Harms die Gruppe, die überdurchschnittlich oft durch zu schnelles Fahren auffällig wird. „Da sie viel mit dem Auto unterwegs sind, glauben sie, dass sie sehr gute und sichere Fahrer sind, und vermuten in dieser Erfahrung eine Sicherheitsreserve.“ Das Tempolimit, das ja der Sicherheit im Verkehr dient, werde von ihnen als nicht so wichtig eingeschätzt. Sie meinen, derlei mit ihrem fahrerischen Können ausgleichen zu können.

2. Der Chef

Die zweite, zahlenmäßig ebenfalls wichtige Gruppe sind Harms zufolge die Selbständigen, ergänzt um Mitarbeiter in Führungspositionen oder im Außendienst. Auch sie sind viel mit dem Auto unterwegs. Sie verdienen ihr Geld bei ihren Kunden – und nicht auf der Straße selbst. „Das Fahren ist für sie tote Zeit und wird als notwendiges Übel angesehen.“

Um Zeit zu sparen, hielten sie sich nicht an Tempovorgaben, obwohl einen das Rasen in den allermeisten Fällen gar nicht viel schneller ans Ziel bringt. Bei einige komme aufgrund ihrer beruflichen Position noch das Gefühl „Ich bin wichtig, ich habe das Sagen“ hinzu, das Regelverstöße fördere.

3. Der Heißsporn

Die dritte Gruppe erkennt Harms in der Szene der jungen Automobil-Fans. In dieser Gruppe seien Männer stark vertreten. Zuweilen diene die Raserei dazu, Komplexe zu kompensieren, die etwa mit bildungsferner Herkunft und untergeordneter Position einhergehen.

Wie findet es der Verkehrspsychologe, dass der Blitzmarathon angekündigt wird? „Man will zeigen: Wir wollen euch nicht abzocken!“ Stattdessen würden viele zum Nachdenken angeregt. Verkehrt sei das in keinem Fall.