Berlin. Die Berufung von CDU-Vize Ursula von der Leyen zur ersten Verteidigungsministerin der Republik verschiebt die Gewichte im Kabinett und löst für Merkel gleich mehrere Probleme.

Unser Leser Florian Heisecke fragt via Facebook:

Jemand, der sich vorher um „Kinderprobleme“ gekümmert hat, soll sich jetzt ordentlich um Soldaten kümmern? Mit welcher Kompetenz?

Die Antwort recherchierte Christian Kerl

Dieser politische Schachzug hatte es in sich: Mag die SPD für ihren Mitgliederentscheid viel Beifall bekommen, für die Sensation der Kabinettsbildung sorgte die CDU-Chefin: Die Berufung von CDU-Vize Ursula von der Leyen zur ersten Verteidigungsministerin der Republik verschiebt die Gewichte im Kabinett und löst für Merkel gleich mehrere Probleme.

Eine Frau als „Mutter der Kompanie“ ist in Deutschland ein Experiment, auch wenn von der Leyen bei internationalen Treffen demnächst bewährte Kolleginnen aus den Niederlanden und Schweden begrüßen kann. Die zierliche 55-Jährige ist für die Herausforderung aber gut geeignet: Sie hat acht Jahre Regierungserfahrung, ist durchsetzungsstark und extrem ehrgeizig – dass sie sich in der Truppe Respekt verschaffen kann, gegebenenfalls auch mit ihrem berühmten Kampflächeln, ist kaum eine Frage. Reizen dürften von der Leyen auch die internationalen Bezüge des Amts. Sie ist in Brüssel geboren, spricht mehrere Fremdsprachen.

Allerdings: Das Ressort mit seinem riesigen Apparat, der unvollendeten Wehrreform und den stets lauernden Risiken der Bundeswehr-Einsätze gilt als schwierig. Für sie selbst ist es eine unverhoffte Chance: Ihr gar nicht so glänzend geführtes Arbeitsministerium verliert sie an die SPD, gegen die Abschiebung ins Gesundheitsministerium hat sich die studierte Medizinerin vehement gewehrt.

DIE STAATSSEKRETÄRE

Überraschungen gab es auch bei der Benennung der Staatssekretäre. Eine Auswahl:

Jörg Asmussen, bisher Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralban, wechselt ins Arbeitsministerium.

Gerd Billen, Chef der Verbraucherzentrale, arbeitet künftig im Justiz- und Verbraucherministerium.

Jochen Flasbarth, bisher Präsident des Umweltbundesamtes, geht in das Umwelt- und Bauministerium.