Braunschweig. Waschbären sind Nesträuber ohne natürliche Feinde und sie übertragen Krankheiten. Jäger raten vom Füttern ab.

Unsere Leserin Elfriede Dockhorn aus Braunschweig fragt: „Ich würde einen Waschbären mit Freude freiwillig gut versorgen. Aber – ist das Füttern das Richtige?“

Die Antwort recherchierteThomas Parr

Die Antwort der Jäger aus der Region ist eindeutig: „Die Waschbären bitte nicht füttern!“ Die Tiere können den Menschen gefährden, besonders aber die Vogelwelt, denn er räubert Gelege. Auch von Kröten ernährt er sich. Natürliche Feinde hat der Waschbär in unseren Breiten nicht.

Verbreitung der Waschbären

„Die Population der Waschbären hat sich seit 1989 etwa verzehnfacht. Nach dem Naturschutzgesetz ist es eine heimische Tierart und unterliegt dem Jagdrecht“, sagt Axel Rühmann, Vorsitzender der Jägerschaft Peine.

Experten schätzen, dass es 70 000 bis 100 000 Tiere sind. Aus einer Studie des Umweltbundesamtes aus dem Jahr 2002 geht hervor, dass im April 1934 am Eidersee in Hessen zwei Waschbärenpaare ausgesetzt wurden. Diese Auswilderung ist der ursächliche Grund, weshalb die Stadt Kassel seit Jahrzehnten unter einer Waschbärenplage leidet.

Das zweite Waschbären-Zentrum liegt bei Wolfshagen in Brandenburg. Dort existierte bis in die letzten Kriegstage des Jahres 1945 eine Pelztierzucht. Durch einen Bombentreffer gelangte eine unbekannte Zahl Tiere in Freiheit.

Die Region Braunschweig ist also gewissermaßen im Klammergriff der Waschbären. Sichtungen werden aus allen Landkreisen – außer Helmstedt – und kreisfreien Städten unserer Region gemeldet (siehe Grafik).

Gefahren für den Menschen

„Waschbären sind Parasitenträger, ihre Losung ist verunreinigt“, sagt Ralf Schräder von der Jägerschaft Wolfsburg. Und sein Kollege Dietmar Brandt aus Salzgitter zählt auf: „Würmer, Milben, Flöhe, Tollwut.“

Der Waschbärenwurm ist besonders gefährlich für den Menschen. Wie beseitigt man gefahrlos die Waschbär-Ausscheidungen?

„Sie sollten die Ausscheidungen nur mit Einmalhandschuhen berühren. Die Kleidung, die Sie dabei getragen haben, sollten Sie vorsichtshalber waschen“, rät Zoo-Tierärztin Dr. Anja Blankenburg aus Braunschweig. „Und wenn Sie einen Waschbären antreffen, möglicherweise in einer Mülltonne, dann berühren Sie das Tier nicht. Wenn es in Panik ist, sich bedroht fühlt, dann kann es kräftig zubeißen“, sagt die Tiermedizinerin. Denn, nicht zu vergessen: „Es handelt sich um ein Wildtier.“

Sollte der Waschbär zugebissen haben, heißt es, schnell zu handeln: „Waschen Sie die Wunde aus, desinfizieren Sie die Wunde und suchen Sie einen Arzt auf. Eine Tetanus-Impfung ist empfehlenswert“, so Anja Blankenburg.

So werden die Tiere gefangen

Was aber tun, wenn der Waschbär in der Mülltonne sitzt, und sich nicht befreien kann?

„Wenn er sich selbst gefangen hat, dann können Sie natürlich bei uns anrufen“, sagt Verena Geißler vom Tierschutz Braunschweig. „Wir befreien das Tier und setzen es in freier Wildbahn wieder aus.“

Alternativ dazu sind es die örtlichen Jägerschaften , die um Hilfe gebeten werden sollten.

„Es dürfen nur zuständige, kundige Jäger während der Jagdzeit Waschbärenfallen, das sind Kastenfallen, um die Tiere lebend zu fangen, aufstellen“, mahnt Siegfried Pottkamp, Kreisjägermeister der Stadt Braunschweig.

Schutz vor Waschbären

Regelrecht schützen kann sich niemand. Aber man einiges tun, um die Tiere nicht anzulocken. „Sie sollten Essbares nicht offen oder nicht in nicht abschließbaren Tonnen oder Gelben Säcken auf dem eigenen Grundstück lagern beziehungsweise zurücklassen“, rät Hans-Henning Vahldiek von der Jägerschaft Wolfenbüttel. Kompoststellen sollten abgedeckt werden.

Regenrohre sollten vergittert, Luken, Mauer- und Dachlücken verschlossen werden, auch Fenster und Türen, um das Eindringen der Waschbären ins Haus zu vermeiden. „Im Übrigen hält gewisse Unruhe im und am Haus den Waschbären fern“, ist der Tipp von Jäger Dietmar Brandt.