Berlin. Heute bringt der Popstar sein neues Album „Konturen“ heraus. Am 1. August singt er im Raffteichbad. Karten gibt es ab sofort.

Manchmal fühlt sich Johannes Oerding wie auf einem brodelnden Vulkan – und das meint der Sänger politisch. Seine Bestandsaufnahme ist fast verzweifelt: „Die Leute wollen wieder solche Hetzer, solche autoritären Demagogen“, beschreibt der 37-Jährige.

Vor den Wahlen im Osten rief er dazu auf, jetzt nicht noch „Brandbeschleuniger“ zu wählen. Auch live sagt Oerding seine Meinung gegen Fremdenfeindlichkeit, Intoleranz und die AfD. „Das müssen die Leute dann einfach aushalten – ich muss ja schließlich auch 23 Prozent für die AfD in Thüringen ertragen.“

Diese politische Empörung hat Oerding jetzt zum ersten Mal auch deutlich musikalisch verarbeitet: Sein neues Album „Konturen“, das heute erscheint, ist eines, bei dem es sich lohnt genau hinzuhören. Am Samstag, 1. August, kann man das in Braunschweig auch live tun. Dann tritt Oerding beim Volksbank-Brawo-Open-Air auf. Karten ab 48 Euro gibt es Freitag ab 10 Uhr bei der Konzertkasse.de, der Hotline (0531) 16606 sowie bei anderen bekannten Vvk-Stellen.

Der 37-Jährige hat an sich gearbeitet, ein wenig wie ein Bildhauer, der Schicht für Schicht abträgt und sich immer mehr Profil gibt. „Man filtert sich selbst im Zuge des Älterwerdens“, sagt er. „Ich habe mehr und mehr den Eindruck, dass mein eigenes Bild klarer wird.“ Das Ziel: Nicht nur den typischen Oerding-Sound zu verkörpern, sondern auch eine typische Haltung.

Die ist, bei aller Verzweiflung, doch eine zupackende. „Komm, wir machen’s besser als jetzt“, fordert er auf dem Album. So viel braucht es für Oerding gar nicht für eine bessere Welt: „Ein bisschen Verstand, ‘ne kleine Prise Herz, ein Schuss klare Kante, ‘ne Ecke mehr Mut, nicht so viel Angst und weniger Ernst“.

Er könne zwar ziemlich viel jammern, sagt der 37-Jährige. Doch letztlich sei er ein positiver Mensch. Deshalb darf auf „Konturen“ bei aller klaren Kante auch die Leichtigkeit nicht fehlen. Mit „An guten Tagen“ ist dem Mann mit dem Hut ein richtiger „Gute-Laune-Song“ gelungen, der, wie er stolz beobachtet, schon auf der Kirmes läuft. Ein „Motivationssong“, mit dem er sich selbst daran erinnere, „dass es alles gar nicht so schlimm ist.“

Der 37-Jährige beweist seine musikalische Bandbreite: Vom Radio-Hit bis zur Ballade, mit lässigem Pop, ganz intim bis orchestral. So übersprudelnd sein Album beginnt, endet es auf einer leisen Note, mit einer Geschichte über das Altwerden, einem Song ohne Refrain, dafür aber mit tiefer Traurigkeit.

Ein Lied wird vor allem diejenigen aufhorchen lassen, die Oerding schon länger verfolgen: „Ich hab dich nicht mehr zu verlieren“ beschreibt eine Trennung – und er singt mit seiner Freundin, der Entertainerin Ina Müller. Will er seinen Fans damit etwas sagen? „Alles okay, es läuft bombe“, beruhigt der Sänger. Der Song sei gar nicht als Duett gedacht gewesen, doch er spielte ihn zuhause vor „und Ina sang einfach gleich die schönste zweite Stimme dazu“.

Wäre es ein Liebeslied gewesen, hätten sie es nicht zusammen gemacht, sagt Oerding. Das Paar geht allem Kitsch aus dem Weg, nur ganz selten treten sie gemeinsam auf. Doch diese Ballade, sagt Oerding, „das war Magie“.