Braunschweig. Tolle Schauspieler geben der Roman-Adaption „Die Mitte der Welt“ von Andreas Steinhöfel im Jungen Staatstheater Charme.

In der Kleinstadt mag man sie nicht. Phil und Dianne werden als Hexenkinder ausgegrenzt, die Mutter als Hure beschimpft, weil sie alleinerziehend lebt und immer wieder neue Männer hat. Das Schöne an Katrin Simshäusers Dramenfassung des Jugendromans „Die Mitte der Welt“ von Andreas Steinhöfel, die jetzt im Jungen Staatstheater Premiere hatte, ist die menschliche Wärme und Ehrlichkeit, die diese Familie letztlich eint, obwohl vieles alles andere als glücklich läuft.

Mutter Glass ist aber eben keine Rabenmutter, auch wenn sie sich alle Rechte auf Selbstverwirklichung nimmt. Ihre Kinder werden zur Selbständigkeit angehalten. Und sie zeigt ihre Emotionen, als sie einen Lover erwartet, mit dem es ernster ist. Dass sich der Sohn bei der Mutter Tipps fürs erste Rendezvous holt, zeigt Vertrautheit, dass es dabei wie selbstverständlich um ein schwules Date geht, zeigt, dass die Offenheit nicht gespielt ist. Phil hat wohl tatsächlich den entspannteren Draht zu ihr, wie sie da gemeinsam aus den Cornflakes naschen. Trocken kontert er, „17 Jahre zu spät“, als sie ein Familienfrühstück fingiert. Aber es schwingt Herzlichkeit mit.