Braunschweig. . Das Theater Grand Guignol spielt im Braunschweiger Lindenhof ein verstörend direktes Stück über den Kindermörder Bartsch.

Es ist erschreckend gut gespielt. Jede Figur gewinnt trotz der dem Kasperltheater entnommenen Spielform glaubhaft psychologische Kontur. Aber man verlässt den Lindenhof mit einem Gefühl der Beklemmung, das nur langsam nachlässt. Das neu gegründete Ensemble Grand Guignol hat sich zum Start den denkbar grausamsten Stoff vorgenommen: die Biografie des Jürgen Bartsch, der in den 60ern als vierfacher Kindermörder bekannt wurde.

Es ist keine Gute-Nacht-Geschichte, auch wenn der Abend so anfängt. Im Traum werden die Puppentheaterfiguren lebendig und spielen eine Horrorfantasie. Die kleine Bühne des Lindenhofs ist dafür zum halbhohen Kasperltheater umgebaut, worauf die menschlichen Darsteller immer nur vom Bauch an aufwärts zu sehen sind. Was darunter ist, bestimmt freilich trotzdem die Handlung, wird aber verdrängt wie vieles in Bartschs Leben. Er kommt als Kasper mit Mütze und Schlafanzug daher, ungefähr im Pubertätsalter, ein ganz hübscher, netter Gesell, der das lieblose Verhalten seiner Adoptiveltern, eines bigotten Schlachterpaars, erstaunlich klar benennt.