Braunschweig. . Der Kölner Songschreiber und Bühnenautor bietet am Freitagabend eine skurrile Konzert-Performance am Braunschweiger Staatstheater.

Gegen Ende des Abends erzählt Peter Licht eine Anekdote, die auf den Punkt bringt, was sein, sagen wir: nonkonformes Bühnenverhalten bedeuten mag. Ein Freund sei vor einigen Jahren ins Infektionsgebiet des damals grassierenden Ebola-Virus gereist. Tief beeindruckt, habe er ein Benefizkonzert organisiert und auch ihn, Licht, dazu eingeladen. Er habe sich entschieden, ein gerade neu geschriebenes Lied beizusteuern, übrigens jenes, das er gerade singe.

Der Text zu einem swingenden E-Drum- und Keyboard-Arrangement geht etwa so: „Wer sich schneller entspannt / ist besser als jemand, der sich nicht so schnell entspannt / der aber immer noch besser ist als jemand / der sich überhaupt nicht entspannt / Und eigentlich ja schon tot ist / Denn Tote nerven.“

Beim Singen sei ihm aufgefallen, dass der Text etwas unpassend war. Was tun in so einer Lage? Einfach weitersingen, bis sich durch die penetrante Wiederholung die Botschaft von der Melodie trenne und diese wie ein Schmetterling sinnentleert schön durch den Raum flattere. Das sei das Wesen von Pop. Dem wird Licht so gesehen ausdrücklich gerecht. Nicht in der platten Wiederholung - er ist ein vielseitiger Songschreiber -, aber in der spielerischen Verweigerung von Sinnhaftigkeit. Oder in deren Parodie: „Wenn es mir gut geht / geht es mir gut / soviel kann man sagen“, lautet sein Blues.

Vor dem Bild einer surrealen Stadtlandschaft spielt er mit wechselnden Gitarren zur Keyboard-Begleitung Benedikt Filleböcks eine Vielzahl freundlich-melodischer Lieder und Songstückchen. Und singt mit klarer, heller Stimme Texte, die stets schwer greifbar zwischen naiv, nerdig, poetisch, hintersinnig und Dada oszillieren. In einem putzigen Outfit mit gepunkteter Pluderhose, buntem Hemd, Intellektuellen-Brille und Basecap.

Einmal schreitet der rund 50-Jährige durch sämtliche Zuschauerreihen im mittel gefüllten Kleinen Haus und verteilt kopierte Texblätter der „Emotionale“, seiner Umdichtung der „Internationale“. Er fordert das Publikum erfolgreich auf, laut mitzusingen: „Gedankenverzerrte aller Länder! / Alle Räder stehen still / Wenn euer starker Wirr-hirr-warr / Wenn der Wirrwarr es will.“

Zu manchen elektronisch geprägten Liedern, die in ihrer minimalistischen Einfachheit ein wenig an Trio erinnern, tanzt Licht entspannt über die Bühne und macht putzige Gesten. Bewusst dilettantisch unterläuft er das Pop-Prinzip, ein Minimum an Inhalt mit Showbombast aufzublasen. Er persifliert Pop, subtil und liebevoll verschroben. Seine Gemeinde mag es. Viel Schmunzeln und Applaus.