Braunschweig. Ein exzellentes Ensemble spricht am Staatstheater Hauptmanns „Einsame Menschen“ natürlich-frisch wie am WG-Tisch.

Familie oder freie Liebe. „Kleinliche Rücksichten“ oder Selbstverwirklichung. Dazu die Forderungen des Sexus und der Traum eines „neuen, höheren Zustands der Gemeinschaft zwischen Mann und Frau“ (und weiteren): Mehr als ein französischer Spielfilm, mehr als eine deutsche Beziehungskomödie hat dieses Thema für die Gegenwart erörtert. Aber auch schon Gerhart Hauptmann 1890, der Ähnliches erlebt hat und in seinem Drama „Einsame Menschen“ für diejenigen aufschrieb, „die es gelebt haben“.

Hört man den Dialogen der klug fokussierten Strichfassung bei der Premiere 2019 im Staatstheater zu, glaubt man WG-Gesprächen am Küchentisch zu lauschen, biergetränktem nächtigen Schwadronieren der Kerle, schwesterlich-intimen Aussprachen der Frauen, und als wackelndes Bündel weitergereicht wird das Baby, das plötzlich zu einem traditionellen Zusammenhalt zwingt, wo die freifliegenden Träume noch nicht begraben sind.