Bad Gandersheim. . Die Ausstellung „Talar und Lippenstift“ in Bad Gandersheim beleuchtet das Ringen der Frauen ums Pfarramt in der evangelischen Landeskirche.

Rückblickend kann man nur sagen: Sie haben sich viel gefallen lassen müssen, die tapferen Frauen, die ihre geistliche Berufung auch zum Beruf machen wollten. Erst am 4. April 1968 wurden erstmals sechs Frauen in der Braunschweiger Katharinenkirche zu Pastorinnen ordiniert. Ein Festgottesdienst war es nicht. Man traf sich Donnerstagnachmittag und nicht am Sonntag im Dom, wie sonst üblich. Aber die Kirche war voll, gesperrte Reihen mussten geöffnet werden.

Die Herren wurden später extra ordiniert, die Seite, wo sie sich eintragen mussten, wurde extra umgeblättert. Noch Ende der 80er Jahre weigerte sich ein Pfarrer in Braunschweig, mit einer Frau zusammen ordiniert zu werden – und bekam eine extra Feier. Sehr geschwisterlich war der Umgang unter den Kündern der Liebe Gottes offenbar nicht. Die Pastorinnen erinnern sich an Amtsbrüder, die fortan den Pfarrkonventen fern blieben. Man fragt sich heute, mit welchem Gesellschaftsbild, aber speziell auch Verständnis des Christentums da noch im 20. Jahrhundert gehandelt wurde.