Braunschweig. Elsa-Sängerin Anja Harteros hadert mit dem Frauenbild in Wagners Opern. Doch oft sind die Frauen in Wagners Musikdramen besonders stark.

Na das saß. Vor ihrem Bayreuth-Debüt als Elsa in der Neuinszenierung des „Lohengrin“ wetterte die Sängerin Anja Harteros erstmal gegen Wagners Frauenfiguren: „Wenn ich auf der Bühne in diesen Rollen stehe, erlebe ich manchmal auch aggressive Momente. Das Frauenbild, das hier gezeigt wird, ist teilweise völlig überholt. Aus dem Blickwinkel einer modernen Frau ist das gelegentlich schwer zu ertragen.“

Nun könnte man sagen, Kunststück, der Mann lebte im 19. Jahrhundert und nahm seine Figuren aus Mythen, Märchen und mittelalterlichen Sagen. Elsa, eine brabantische Prinzessin des 10. Jahrhunderts, dürfte kaum Züge Rosa Luxemburgs oder einer modernen IT-Entwicklerin tragen. Aber unsere Männer sind eben auch keine Ritter mehr, da müssen wir gar nicht erst an den amerikanischen Poltrian denken. Welcher Tenor könnte sich heute als Lohengrin fühlen, als gralsgesandter Kämpfer für die Schwachen und Entrechteten, für das Gute, Wahre und Schöne?