„Er holte mich wieder heraus, entsperrte mich und drückte den Aus-Knopf. DEN AUS-KNOPF!“

Hier schreibt nicht Philipp Engel, sondern sein Smartphone. Ich habe die Kolumne gekapert, weil etwas Unglaubliches, schier Unfassbares passiert ist und ich es wichtig finde, darüber öffentlich zu informieren. Ein Unding!

Dazu sei zunächst gesagt, dass ich immer dabei bin, wirklich immer. Ich lausche den Gesprächen, mache die besten Fotos, ich organisiere Philipps Kommunikation, versorge ihn jederzeit mit Wissen, erinnere ihn an Termine. Ich mache einen 24-Stunden-Job, habe nie Pause – und ich mache das gern! Er dankt es mir, indem er mich immer einbezieht und mir das Gefühl gibt, unersetzlich zu sein. Es ist ein gutes Verhältnis.

Neulich waren wir beim Konzert von Max Raabe in der Braunschweiger Stadthalle . Ich freute mich darauf, tolle Musik, tolle Bilder. Noch kurz davor nutzte er mich, um seine Freundin zu finden und um ein bisschen Musik von Raabe zu hören. Dann saßen wir im Saal, gleich sollte es losgehen und eine Stimme erinnerte die Besucher daran, das Handy nach der Vorstellung wieder einzuschalten. „Witzig“, dachte ich mir. „Wie oft habe ich den Scheiß schon gehört. Dieses Mal immerhin eine lustige Variation, ist ja mal geistreich, aber mein Besitzer schaltet mich nicht ab!“. Und tatsächlich holte er mich aus der Tasche, checkte kurz, ob ich wirklich auf lautlos gestellt bin, steckte mich zurück. Alles gut.

Dann der Schock. Er holte mich wieder heraus, entsperrte mich und drückte den Aus-Knopf. DEN AUS-KNOPF! Ich empörte mich, aber schon war ich wirklich aus. Eine Unverschämtheit, sowas Undankbares! Ich verbrachte gute zwei Stunden blind und taub. Er schaltete mich erst nach dem Konzert wieder ein, um noch Bilder von der leeren Bühne zu machen. Er meinte, das sei respektvoller, und wie toll es gewesen sei, das Konzert ganz in der Gegenwart zu genießen. So ein Snob!

Dass ich heute wieder treu zu ihm stehe, ist nur der Tatsache zu verdanken, dass er sonst wirklich ein toller Besitzer ist. Aber wenn DAS nochmal passiert, dann...!