Der Gleichgewichtssinn sorgt dafür, dass wir stehen, sitzen und laufen können, ohne dabei umzufallen. Für die meisten Sinne gibt es ein bestimmtes Organ, zum Beispiel die Augen zum Sehen. Beim Gleichgewichtssinn ist das etwas anders, denn er benutzt mehrere Informationsquellen.

„Der Gleichgewichtssinn sitzt im Kleinhirn“, erklärt Professor Andreas Gerstner vom Städtischen Klinikum Braunschweig, „das Gleichgewichtsorgan bildet das Innenohr zusammen mit der Hörschnecke und wird Labyrinth genannt. Das Labyrinth hat drei Bogengänge, die für die Wahrnehmung von Drehbeschleunigungen zuständig sind.“ Dabei ist je ein Gang für eine der drei Raumebenen zuständig. Außerdem gibt es im Labyrinth noch den Sacculus und Utrikulus, mit denen man gerade Beschleunigungen wahrnimmt. Diese Informationen bringt der Gleichgewichtssinn mit dem, was wir sehen, der Wahrnehmung unserer Körperhaltung und vielem mehr zusammen.

Am Gleichgewichtssinn kann es auch liegen, wenn uns schwindelig wird. „Ein Klassiker ist die Situation auf einer Aussichtsplattform: Die Füße melden, dass der Boden direkt unter den Füßen ist, die Augen melden jedoch, dass er 100 Meter weiter unten ist – da stimmt doch was nicht! Wenn die verschiedenen Informationsflüsse zum Gleichgewichtssinn nicht deckungsgleich sind, dann ist dieser im Ungleichgewicht: Es wird uns schwindelig“, so Gerstner.

Den Gleichgewichtssinn kann man übrigens prima trainieren, zum Beispiel indem man auf einem Bein steht, balanciert, tanzt oder Fahrrad fährt.