Vorsfelde. Kain Karawahn vermittelt Kindern, wie sie verantwortungsvoll mit Feuer umgehen.

Kleine Lagerfeuer sind überall auf dem Platz in der Nähe der St.-Petrus-Kita in Vorsfelde zu sehen. Die Mädchen und Jungen beobachten die kleinen Flammen ganz genau. Und mittendrin ist Kain Karawahn, der bereits vor mehr als 30 Jahren begann, sich damit zu beschäftigen, warum Mensch und das Feuer zusammengehören. Im Gespräch mit den Kindern kommt der gebürtige Salzgitteraner immer wieder auf die Tradition zurück – unter anderem mit folgender Textpassage: „Die Eltern von unseren Eltern von unseren Eltern...“ Früher nämlich hatte das Feuer einen zentralen Platz in der Familie: Es spendete Wärme, Licht – und die Familie benötigte das Feuer, um Essen zu machen. „Die Menschen früher hatten nämlich noch keine Heizung und keinen Herd“, erklärt Karawahn den Kindern, die nach einer Projektwoche selbst Essen über dem offenen Feuer zubereiten sollen – für ihre gesamte Familie übrigens, als Häuptling sozusagen. In der Woche haben die jungen Vorsfelder viel über das Feuer gelernt: Zum Beispiel gibt es viel zu beachten, wenn Feuer gemacht werden soll. Die Mädchen und Jungs müssen sich also einen Platz suchen, an dem nur das brennt, was brennen soll. Ein Eimer mit Wasser steht immer bereit. Steine beschweren die Folie, auf dem der kleine Holzvulkan steht. Die Kinder machen den Vogeltest – sie strecken die Arme aus, nach oben, nach unten, zur Seite, um zu testen, dass auch wirklich nichts im Wege ist. Weitere Tests folgen. Und Karawahn stellt viele Fragen. „Ich sage den Kindern, dass sie beim Verlassen eines von ihnen entzündeten Feuers einen Erwachsenen zu fragen haben, ob dieser auf das Feuer aufpassen kann“, betont Karawahn.

„Wenn wir Kinder Bilder malen lassen, dann malt ein Viertel Katastrophen.“
Kain Karawahn über das Thema Feuer

Der gebürtige Salzgitteraner, der in Berlin lebt, geht mit diesem Projekt einen ungewöhnlichen Weg: Sein Ziel ist es, dass Kinder einen verantwortungsvollen Umgang mit Feuer lernen. „Wenn wir Kinder Bilder malen lassen, dann malt ein Viertel Katastrophen“, berichtet der 55-Jährige. Und das, obwohl die Feuerwehren bei unter zehn Prozent der Einsätze zu Bränden fahren. „Die Mädchen und Jungen sehen das im Fernsehen, lernen es aus Büchern so kennen.“ In Büchern würden Brände oft verursacht, weil Mädchen und Jungen mit Feuer gespielt hätten. Das schüre doch Angst, meint der freischaffende Künstler und hat auch aus diesem Grund Bücher geschrieben, die schöne Geschichten mit und über das Feuer beschreiben. Für sein Feuerlehrkonzept hat Karawahn bereits viele Auszeichnungen erhalten: Beispielsweise im Jahr 2008 und 2010 von der Kulturstiftung der Länder und der Stiftung Deutsche Bank. Auch Seminare für Erzieher bietet Karawahn an: Rund 1500 Erzieher hat der 55-Jährige in den vergangenen Jahren geschult. Der Künstler arbeitet weiter daran, den Mangel an pädagogischer Forschung und Lehre zum Thema „Kind und Feuer“ auszugleichen. Und in Vorsfelde unterstützte auch die Feuerwehr das Projekt. „Kain Karawahn bringt den Kindern das Feuer nahe, wir als Feuerwehr betreiben Brandschutzerziehung“, berichtet Volkmar Weichert von der freiwilligen Wehr Vorsfelde. Diese gemischte Herangehensweise sei aus Sicht Weicherts doch optimal.