Braunschweig. Das „Herrengedeck“ von Ariana Baborie und Laura Larsson ist einer der erfolgreichsten Podcasts Deutschlands.

. In ihrem Podcast „Herrengedeck“ reden Ariana Baborie (30) und Laura Larsson (28) von Ortskontrollfahrten oder geföhnten Schlüpfern – und die Hörer schalten in Scharen ein. Lars Rücker interviewte die beiden Berlinerinnen und kam sich vor, als wäre er selbst in einem der schrullig unterhaltsamen Podcasts gelandet. Ein Gespräch über Erfolg, Spirituosen und richtig gute Geschichten.

Euer Podcast heißt Herrengedeck, weil ihr bei Euren Aufnahmen stets ein Bier und einen Schnaps trinkt.

Ariana: Wir machen uns das ganz einfach: Es ist jedes Mal ein Bier und ein Kurzer. Was genau wir dann trinken, ist uns fast egal.

Ein echtes Herrengedeck ist doch aber etwas anderes – und von Region zu Region sogar unterschiedlich.

Ariana: Ehrlich gesagt kennen wir uns mit den regionalen Unterschieden eines Herrengedecks gar nicht so aus, was für alle Leser wohl eine kleine Enttäuschung ist.

Der Klassiker wäre ja eigentlich ein Korn?

Ariana : Ich mag Jägermeister ganz gerne, auch wenn ich damit einige schlimme Partyerinnerungen verbinde. Aber ich hab auch das Gefühl, ich tue ein bisschen was für meine Gesundheit – sind ja schließlich Kräuter drin, so ayurvedamäßig.

Laura: Ich hasse Jägermeister übrigens. Bei mir könnte es immer Sambuca oder Pfeffi geben.

Die Namen eurer einzelnen Folgen sind stets kurios, heißen etwa „Warum unser Lidstrich wie ein schwarzes EKG aussieht“.

Ariana: Einer unserer Hörer hat uns mal geschrieben, weil er das Thema des Titels im Podcast verzweifelt gesucht hat, weil es im Endeffekt nur an einer Stelle für 20 Sekunden vorkam. Wir versuchen eigentlich immer, ganz nach den Regeln des Clickbaitings das zu nehmen, was uns am Witzigsten oder Skurrilsten vorkommt.

Vor ein paar Jahren fristetenPodcasts doch eher ein Schattendasein. Wie erklärt Ihr Euch dieRenaissance dieses Mediums?

Ariana: Wir kommen ja ursprünglich vom Radio und den Podcast haben wir gestartet, weil uns beim Radio Dinge fehlten. Dass man so lange reden kann, wie man möchte, dass man nicht unterbrochen wird und dass man über das reden kann, was man möchte. Und wir haben das Gefühl, dass nicht nur wir das wollen, sondern auch unsere Hörer. Das bekommst du halt beim Radio nicht, dass dir die Moderatoren stundenlang etwas über ihr Wochenende erzählen – und das dann auch noch witzig ist. Und entscheidend ist auch, dass sie es anhören können, wann sie wollen.

Laura: Und sie können hören, wen sie wollen. Beim Radio weiß man ja nie, welcher Moderator gerade Dienst hat und ob man den dann überhaupt mag. Und wer uns nicht mag, der kann ja gern was anderes hören.

Haben sich Podcasts an sich verändert?

Laura: Da fragst du uns was. Die Anfänge des Podcast kennen wir ja selber nicht. Aber ich glaube schon, dass Jan Böhmermann und Olli Schulz den Podcast aus so einer nerdigen Ecke herausgeholt haben und viele andere auf den Zug aufgesprungen sind.

Was braucht ein richtig guter Podcast?

Ariana: Ich habe in sehr viele Podcasts reingehört in den letzten Jahren. Und bei einem Großteil habe ich wieder abgeschaltet, weil mir ein Ziel fehlte.

Inwiefern?

Ariana: Nicht jeder kann einen Laber-Podcast machen, auch wenn alle das glauben. Viele unterhalten sich zwei Stunden, aber ich nehme nichts daraus mit. Ohne zu wissen was es ist, glaube ich schon, dass es eine Kunst ist, einen Podcast zu machen, in dem über Alltägliches geredet wird. Vielleicht haben die Leute, die das kennen eine Pille genommen oder Superkräfte.

Laura: Man muss halt eine Geschichte gut erzählen. Im Freundeskreis gibt es ja auch Leute, die super langweilig erzählen und manche schaffen es, dass man an den Lippen klebt. Und vielleicht können solche Leute auch gut einen Podcast machen.

Ihr erwähntet die Stimme. Sprecht ihr anders, druckvoller, wenn ihr den Podcast aufnehmt?

Ariana: JA ICH SPRECHE IMMER MIT SEHR VIEL DRUCK (schreit). Nein im Ernst. Wir wurden beim Radio eher geschult, wie wir betonen, dass wir deutlich sprechen, und ganz wichtig: dass wir Geschichten spannend erzählen.

Ihr sprecht über alltägliche Themen, etwa eigentümliche Worte, die Eure Eltern immer verwenden, oder Friseurläden mit schlimmen Haar-Wortspielen im Namen. Ist diese Nähe eines Eurer Erfolgsgeheimnisse?

Laura : Ich kann mir schon vorstellen, dass die Hörer es gut finden, wenn sie denken: „Ja, ich weiß, wovon ihr redet.“

Ihr wirkt in Euren Podcasts sehr routiniert. Aber wie habt ihr Eure Anfänge wahrgenommen?

Laura : Beim ersten Podcast den Ariana und ich aufgenommen haben, haben wir uns angeguckt und es war so merkwürdig. Wir haben uns schon gefragt: „Was tun wir hier gerade?“ Mittlerweile ist es überhaupt gar nicht mehr komisch.

Ariana : Ich bin ja nicht mehr beim Radio, Laura ist ja noch da. Und ich wäre ehrlich gesagt mittlerweile aufgeregter, wenn ich noch mal eine Radiosendung moderieren sollte.

Wenn ihr aufnehmt, worauf achtet ihr?

Laura : Wir bereiten uns schon vor, aber der Podcast soll spontan bleiben. Wir haben kleine Rubriken. Zum Start verraten wir immer einen Fakt über uns und am Ende jeder Folge sprechen wir über eine Perle aus den sozialen Medien. Außerdem machen wir uns Stichpunkte, damit wir nicht den Faden verlieren.

Wie muss man sich Eure Aufnahmen vorstellen?

Laura : Wir machen es uns gemütlich. Setzen uns aufs Sofa oder ins Bett, im Schlafanzug zum Beispiel.

Schneidet ihr Euren Podcast?

Laura : Wir hören ihn komplett durch. Und manchmal müssen wir auch schneiden, wenn eine von uns ganz dringend aufs Klo muss oder einen Hustenanfall bekommt.

Ariana : Wir unterbrechen nicht. Sonst würden wir gar nicht wieder reinkommen.

Laura : Und in Arianas Wohnung dauert es fünf Minuten, bis die Klospülung keine Geräusche mehr macht. Das wäre ja alles auf dem Podcast zu hören.

Eure Podcasts werden hunderttausendfach angehört. Viele kennen Eure Stimmen. Werdet ihr mittlerweile auch auf der Straße erkannt?

Laura: Es passiert manchmal, aber vor allem dann, wenn wir zu zweit unterwegs sind. Alleine werde ich eher selten erkannt. Und zugegeben: Es ist immer noch befremdlich für mich, aber auch sehr schön.

Ariana: Ich glaube, die Leute trauen sich nicht, uns anzusprechen, wenn wir alleine unterwegs sind. Zusammen sind wir wie zwei Comicfiguren, die jeder kennt. Und einige Leute denken bestimmt auch, dass wir rund um die Uhr zusammenhängen. Nach dem Motto: „Ach, da sind sie ja wieder, die beiden.“