Braunschweig. Im alten Innenstadtgebäude der Firma Oeding entstanden Apartments für Studenten.

Die Druckerei Oeding sitzt seit 2013 in einem Neubau in Braunschweig-Rautheim. Doch was tun mit dem Traditionshaus in der Innenstadt? Abreißen kam für die Familie Oeding nicht infrage. Also Umbau des Druckereigebäudes zu Wohnungen.

Und obwohl der Standort attraktiv und zentral liegt, sind keine teuren Luxus-Lofts entstanden, sondern 140 Mikroappartements für Studierende. Wohnen in der Stadt als Motto und kurze Wege, denn die Uni ist nur etwa zehn Minuten zu Fuß entfernt. Das Braunschweiger Studentenwerk überlegte nicht lange und stieg als Hauptmieter ins Projekt ein. Rund 4000 Quadratmeter machen die Ein- und Zweizimmerwohnungen zusammen mit zwei größeren Einheiten für Wohngemeinschaften aus.

Jede Wohnung ist mit Bad, Kitchenette, Schreibtisch und Bett ausgestattet, gebaut von den Werkstätten der Lebenshilfe, was den sozialen Charakter des Projekts unterstreicht. Die Zimmer sind, das wundert nicht, alle vermietet.

Der Bau überzeugt Besucher und Nutzer durch klare Formensprache und funktionale, bis in die Details durchdachte Architektur. Die Architekten Heiko Vahjen und Andreas Brandt sind für Ideen und den Umbau verantwortlich, der allerdings kein Umbau wie jeder andere war. „Die Herausforderung lag darin, aus dem sehr großen Volumen der alten Druckerei mit ihren großflächigen Produktionsstätten kleine Einheiten zu machen“, sagt Brandt. Alter Bestand und neue Nutzung mussten zusammengebracht werden, obwohl diese nicht immer zusammenpassten.

Das Stützraster des Gebäudes konnte aus statischen Gründen nicht verändert werden, also mussten die Wohnungen quasi um Teile des vorhandenen Tragwerks herumgebaut werden. So kommt es, dass auch schon mal ein Überzug quer durchs Zimmer verläuft. Doch aus der Not wurde eine Tugend gemacht. Die Überzüge wurden verkleidet und dienen nun als praktische Ablage oder Unterbau fürs Bett. Stören tun sie nicht, im Gegenteil, geben sie doch Charakter und erinnern ebenso wie die unbehandelt belassenen Betondecken an die industrielle Herkunft des Gebäudes.

Sogar für eine besondere „Brosche“, wie Vahjen den Erker an der Fassade zur Wilhelmstraße nennt, blieb genügend Budget. „Der Erker des Ursprungsbaus von 1791 entstand auf Wunsch von Frau Oeding, die rechts und links in die Straße schauen wollte. Normalerweise würde ein solches Element in der Sanierung aus Effektivitätsgründen entfernt, doch wir wollten die Geschichte des Hauses erhalten.“ Daher markiert also noch heute der Erker den darunterliegenden Haupteingang.

FAKTEN

Projekt: Umnutzung eines Druckereigebäudes

Adresse: Wilhelmstraße 1b, Braunschweig

Fertigstellung: April 2016

Architekten: Heiko Vahjen, Andreas Brandt; MA: Ann-Kathrin Pögel, Markus Wilke

Vahjen Architekten,

Steinbrecherstr. 17, 38106 Braunschweig

Kontakt: (05 31) 3 90 75-0

Webseite: www.vahjen.de