Helmstedt. Im Café C’est Bon in der Marktpassage ist alles zerstört. Im Gespräch mit uns zeigt sich Inhaber Bassam Matar geschockt.

Der Schock ist Inhaber Bassam Matar auch am frühen Dienstagnachmittag noch anzusehen. Er steht in seinem Café C’est bon in der Marktpassage in Helmstedt, das in der Nacht durch brutalsten Vandalismus zerstört worden ist. Auf den allerersten Blick ist das Ausmaß nicht sofort zu erkennen, doch der Schaden ist immens.

Die Polizei spricht in einer ersten Mitteilung von einem Betrag in sechsstelliger Höhe. Matar selbst könne es noch überhaupt nicht einschätzen, er wartet die Beurteilung von der Versicherung ab. „Das ist kein Diebstahl – in meinen Augen ist das ein Angriff auf mich, auf mein Café, auf meine Mitarbeiter“, ist sich Matar sicher. Ungläubig steht er im Café-Raum und fragt: „Wer macht sowas?“

Den gesamten Inhalt aller Kühlschränke muss Bassam Matar vernichten, weil die Türen offen gelassen wurden und die Ware dadurch angetaut ist.
Den gesamten Inhalt aller Kühlschränke muss Bassam Matar vernichten, weil die Türen offen gelassen wurden und die Ware dadurch angetaut ist. © Sebahat Arifi

Der oder die unbekannten Täter verschafften sich Zugang indem sie die Glastür von der Neumärker Straße aus aufbrachen. Das muss zwischen 18.30 Uhr am Montagabend und 6 Uhr Dienstagfrüh gewesen sein. „Ich habe das Café so um 18 Uhr verlassen, meine Mitarbeiterin danach, vielleicht so gegen 18.20 Uhr“, erinnert sich der Inhaber. Irgendwann in dieser Zeit ließen der oder die Täter ihrer Zerstörungswut freien Lauf. Matar zeigt, was sie dabei alles angerichtet haben.

Im Café-Bereich fallen sofort die aufgeschlitzten Sitzmöbel auf. Fast jede Leder-Sitzbank ist beschädigt. Das Display des Kassensystems ist zerschlagen. Ebenso zerstört die teuere Profi-Kaffeemaschine. „Alleine eines ihrer Displays kostet deutlich über 1000 Euro. Ich weiß das, weil wir mal eines austauschen mussten, das kaputt war“, berichtet er. Jetzt sind alle drei Anzeigen eingeschlagen, die Kaffeemaschine außer Betrieb. Doch das sind nicht die einzigen technischen Geräte, die zerstört wurden.

Das zerstörte Display des Kassensystems.
Das zerstörte Display des Kassensystems. © Sebahat Arifi

Die Spülmaschine, die Sahnemaschine und auch der Stromkasten für die Eisvitrinen – alles ist demoliert. Dazu wurden Schubladen geöffnet, ebenso ein Bürocontainer, aus dem eine Geldkassette sowie ein Portemonnaie mit Bargeld mitgenommen wurden. Bassam Matar weiß die Summe genau: In der Geldkassette waren zwischen 300 und 400 Euro Hartgeld und im Portemonnaie genau 300 Euro.

Auf dem Bürocontainer klebt noch das schwarze Pulver von der Spurensicherung der Polizei. „Die hat hier Abdrücke gefunden“, schildert der Café-Inhaber. Dass es sich lediglich um einen Einbruch auf der Suche nach Bargeld handelt, daran glaubt er nicht. Aus einer anderen Schublade holt er ein weiteres Portemonnaie mit Bargeld hervor, das dort stets für die Frühschicht deponiert ist. „Hier haben sie gar nicht gesucht“, sagt er.

Sämtliche Sitzmöbel wurden zerschlitzt.
Sämtliche Sitzmöbel wurden zerschlitzt. © Sebahat Arifi

Im hinteren Bereich ging die Zerstörungswut weiter. Alle Kühlschränke wurden geöffnet und durchwühlt. Die Lebensmittel – unter anderem der gesamte vorproduzierte Eisvorrat – müssen weggeworfen werden, weil alles offen gelassen wurde. Ebenfalls zerstört wurde die Eismaschine. In den Kühlschranktüren finden sich Spuren, als ob jemand mit einer Axt oder einem Beil darauf eingeschlagen hätte. Und dann der Sanitärbereich.

Weitere Nachrichten aus dem Kreis Helmstedt:

Toilettenschüsseln und Waschbecken wurden komplett zerschlagen. Alle Wasserhähne wurden aufgedreht, so dass das Wasser in die Marktpassage, in Kellerräume und sogar bis in die Tiefgarage gelaufen war. So hatte Bassam Matar überhaupt erst mitbekommen, dass etwas in seinem Café nicht stimmte. „Gegen 6 Uhr morgens rief mich der Hausmeister an und sagte, dass in der Passage alles unter Wasser steht, das aus meinem Geschäft kommt. Ich dachte zuerst an einen Rohrbruch oder Ähnliches“, erzählt er. Als er im Café eintraf, sei seine Reinigungskraft schon dort gewesen und hätte versucht, die ersten Wasserschäden zu beseitigen. Da sei ihr der Rest aber noch nicht aufgefallen. Erst Matar hätte die kaputten Toiletten entdeckt und daraufhin die Polizei gerufen.

Toilettenschüsseln und Waschbecken wurden zerschlagen. Außerdem wurden alle Wasserhähne aufgedreht. Das Wasser lief in die Marktpassage.
Toilettenschüsseln und Waschbecken wurden zerschlagen. Außerdem wurden alle Wasserhähne aufgedreht. Das Wasser lief in die Marktpassage. © Sebahat Arifi

Obwohl an den Türen Zettel kleben, auf denen steht, dass das Café geschlossen ist und auch auf der Facebook-Seite Bilder von dem Vandalismus zu sehen sind, öffnen immer wieder Kundinnen und Kunden die Tür und fragen nach dem Wohl des Café-Besitzers. Sie drücken ihr Mitgefühl aus oder fragen, ob sie irgendwie helfen können. Bassam Matar selbst bedankt sich, kann aber noch keine Hilfe annehmen.

„So viel Hass. Das ist ein Anschlag“, sagt er immer wieder, während er in den Raum guckt, wo normalerweise Menschen ihren Kaffee trinken würden. Er ist sicher: „Diese Wut macht mir Angst. Wenn ich hier gewesen wäre – die hätten mich nicht verschont.“ Doch wer es gewesen sein könnte, da könne er nur spekulieren.

Vor etwas mehr als einem Jahr wurde das Mobiliar im Außenbereich des Cafés angezündet. Der damals Beschuldigte sitze allerdings mittlerweile wegen anderer Vergehen eine Gefängnisstrafe ab. Könne es sich um einen Racheakt von verärgerten Gästen handeln? Matar könne da auch nur spekulieren. Was er allerdings nicht glauben könne sei, dass niemand etwas mitbekommen habe. „Hier drumherum wohnen doch Menschen, es gibt einen Wachdienst auf dem Weihnachtsmarkt – und niemand hat etwas gehört. Das muss doch laut gewesen sein hier drin.“ Matar zuckt mit den Schultern. Jetzt müsse er erstmal sehen, wie es weitergeht. Dass es weitergeht, stehe allerdings außer Frage.

Auf diesem Rollcontainer hat die Polizei Spuren gesichert.
Auf diesem Rollcontainer hat die Polizei Spuren gesichert. © Sebahat Arifi

Auch aus Sicht Thomas Figges, Sprecher der Polizeiinspektion Wolfsburg-Helmstedt, sehe dieser Fall nach mehr aus, als nach einem reinen Einbruchsdiebstahl. Die Polizei habe Spuren gesichert und hofft darauf, dass es Zeugen gibt, die etwas gesehen oder gehört haben könnten. Hinweise nimmt die Polizei in Helmstedt unter der Telefonnummer (05351) 5210 entgegen.