Helmstedt. Wie das war mit dem Mauerfall, darüber sprachen Rocksänger Wolfgang Niedecken und das Bundesjazzorchester am Freitagabend in Helmstedt.

Die Musiker sind am Samstag ab 20 Uhr zuständig für das Bühnen-Highlight der großen Mauerfall-Party auf dem Gelände der Gedenkstätte Deutsche Teilung in Marienborn. Untergebracht sind sie in der Politischen Bildungsstätte auf dem Bötschenberg. Dort probten der 68-jährige Kölsch-Rocker und die jungen Musiktalente am Freitagabend eifrig für den Auftritt in der Gedenkstätte. Sie unterbrachen ihre Vorbereitungen für gut eine Stunde, um sich mit der Landtagspräsidentin von Sachsen-Anhalt, Gabriele Brakebusch, und mit Susan Baumgartl, der Leiterin der Gedenkstätte Marienborn, über die Ereignisse rund um die Grenzöffnung von 1989 zu unterhalten.

Schon zu Beginn des Gesprächs gab Niedecken den jungen Orchester-Musikern eine klare Empfehlung: „Ihr müsst Euch unbedingt die Passkontroll-Anlage in Marienborn anschauen mit diesem 30 Meter langen Förderband, auf das man bei der Einreise in die DDR seinen Ausweis legen musste. Das war total absurd“, beschrieb der Rocksänger eine beklemmende Situation, die er vom Ende der 60er Jahre bis in die 80er Jahre hinein mehrfach am Grenzübergang Marienborn erlebt hatte. Der 68-Jährige, Gründer der legendären Kölner Band BAP, erzählte davon, wie eine DDR-Tournee seiner Band 1984 scheiterte,weil man sich nicht der Zensur beugen wollte – mit nachteiligen Folgen für die DDR-Gastspiel-Ambitionen anderer Größen der westdeutschen Rockszene wie Udo Lindenberg.

Wolfgang Niedecken Bildungsstätte Helmstedt

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    Als Gabriele Brakebusch berichtete, wie sie die Zeit vor und nach der Grenzöffnung in Harbke erlebt hatte, hörten Niedecken und die jungen Jazzmusiker aufmerksam zu. Noch Wochen nach dem Mauerfall nämlich habe es bewaffnete Grenzposten auf DDR-Seite gegeben, die Ausweise seien an provisorisch eingerichteten Kontrollstellen bei jedem Grenzübertritt abgestempelt worden. Und es habe eine ganze Weile gedauert, bis die Straßen zwischen benachbarten Ortschaften zu beiden Seiten der Grenze geöffnet und befahrbar gemacht worden seien. Brakebusch erzählte den Gästen von den strengen Auflagen, die zu DDR-Zeiten im Grenzgebiet geherrscht hätten, das man nur mit Passierschein betreten durfte. Auf Familienfeiern in Harbke habe sie stets verzichtet, weil nur engste Verwandte dazu zugelassen worden wären.

    Susan Baumgartl lud die jungen Musiker am Schluss dazu ein, sich am Samstag auf der Gedenkstätte umzuschauen und ausgiebig Eindrücke und Informationen zu sammeln – bevor es dann am Abend um 20 Uhr auf die große Bühne geht zum Live-Konzert.