Helmstedt. Zeichen und Bilder statt Schrift: In Helmstedt startet die Lebenshilfe Helmstedt-Wolfenbüttel ein neues Projekt zur Inklusion und Teilhabe.

Die „Aktion Mensch“ fördert das Projekt „Unterstützte Kommunikation“ (UK) für fünf Jahre. In dieser Zeit will die neue UK-Koordinatorin Kerstin Rüster mit ihrer Kollegin Marie-Kristin Ude das Thema in den Werkstätten, Wohnheimen sowie Kinder- und Frühfördereinrichtungen des Unternehmens etabliert haben.

Zudem hat sich der Fachdienst das Ziel gesetzt, mittels UK ganz Helmstedt barrierefrei zu gestalten.„Es handelt sich um ein Teilhabeprojekt, von dem Menschen mit Beeinträchtigungen ebenso profitieren sollen wie Menschen mit Migrationshintergrund“, sagt Rüster, die seit mehr als 40 Jahren mit diesem Thema bundesweit unterwegs ist.

Mit UK werden alle Kommunikationsformen bezeichnet, die nicht zur gesprochenen und zur Schriftsprache gehören – also zum Beispiel Piktogramme und Bilder, leichte Sprache und Gebärden. Sie sollen Menschen unterstützen, die nicht lesen können oder in ihrem Lernvermögen beeinträchtigt sind. „Wir arbeiten zum Beispiel auch mit Playmobil“, erzählt Rüster.

Um jemandem zu erklären, was es bedeutet „in die Röhre zu müssen“ – also ein MRT über sich ergehen zu lassen – hat Rüster mit einem Arbeitskreis eine solche Szene mit dem bekannten Kinder-Spielzeug nachgestellt. „So können wir demjenigen die Ängste vor der Prozedur nehmen“, sagt die Expertin.

Bei der Lebenshilfe in Helmstedt sammelt Rüster mit zahlreichen Kollegen in zwei verschiedenen Arbeitskreisen – für die vor-schulische und die nach-schulische Lebenswelt – Ideen und trägt zusammen, was bereits vorhanden ist. Die Werkstattordnung liegt zum Beispiel bereits in einfacher Sprache und um Piktogramme ergänzt vor. Für die Bereiche Werkstatt, Wohnheim und Kindergärten sowie Frühförderung gibt es zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten. „Wir wollen aber auch in den sozialen Raum hinein Wirkung erzielen“, erzählt Rüster.

Ein schönes Beispiel dafür erarbeitet die Lebenshilfe derzeit mit einem Eiscafé in Helmstedt. „Unsere Klientel hat oftmals Schwierigkeiten, die Speisekarte zu lesen oder zu erkennen, wie viel sie bezahlen müssen. Dadurch gibt es oft unangenehme Situationen für beide Seiten“, berichtet Marie-Kristin Ude. Sie arbeitet daher an einer Speisekarte im UK-Format. Der Preis wird dabei anschaulich in den verschiedenen Kombinationen aus Geldscheinen und -münzen dargestellt.

In dem neuen Projekt arbeitet die Lebenshilfe intensiv mit der Rudolf-Dießel-Schule zusammen. Außerdem gibt es eine enge Kooperation mit der Universität Oldenburg, die das Projekt wissenschaftlich begleitet. Dieses Projekt zu etablieren, sei „ein großer Erfolg und wird für unsere Lebenshilfe und die Region ein Gewinn sein. Wir wollen für die Zukunft barrierefreie Einrichtungen anbieten und am Aufbau einer barrierefreien Kommune beteiligt sein“, erklärt Bernd Schauder, Geschäftsführer der Lebenshilfe Helmstedt-Wolfenbüttel. Alle Mitarbeiter sollen einbezogen werden.