Warberg. Noch kann der Klimawandel eingedämmt werden, sagt der Fernseh-Meteorologe Sven Plöger in Warberg. Gehandelt werden müsse aber schnell.

Eine anschaulichere Vorgabe als das Unwetter von Montagabend hätte Sven Plöger für seinen Vortrag nicht haben können. Während der Meteorologe im Fernsehen zumeist ansagt, wie die Wetteraussichten für die nächsten Tage sind, gab er am Dienstag auf der Burg Warberg einen deutlich weitreichenderen Ausblick auf die Aussichten durch den Klimawandel.

Plöger war prominenter Redner bei der Schunter-Fachkonferenz, die anlässlich der gerade laufenden Gewässerwoche stattfand. Erörtert wurden an diesem Tag auch Themen wie Wasser in der Bergbaufolgelandschaft oder Gewässer als Teil unserer Kulturlandschaft.

Plöger widmete sich also dem Klimawandel und ordnete kurzweilig und unterhaltsam, dabei trotzdem informativ die großen Zusammenhänge mit den Auswirkungen aufs Kleine ein. Sprich: Wie wirkt sich der Klimawandel aufs Regionale aus?

Die durch den Starkregen am Montag zum Teil stark ausgespülten Böden beispielsweise hingen immer noch mit dem trockenen Sommer 2018 zusammen. Bis in die Tiefen seien die Böden ausgetrocknet. Um das wieder aufzufüllen reichten die normalen Regenfälle der vergangenen Wochen nicht. „Wasser hat einen langen Weg“, machte Sven Plöger deutlich.

Dass es zu diesem außergewöhnlichen Sommer kam, sei eine Auswirkung des Klimawandels, denn das Hoch sei einfach über Deutschland stehen geblieben. Im weiteren Verlauf verdeutlichte der Meteorologe die globalen Zusammenhänge. Der Jetstream, ein starker Windstrom, der rund um die Erde führt, sorgt dafür, dass die tiefer liegenden Hochs und Tiefs wandern. Doch der Jetstream habe Löcher und ist durch die Erwärmung schwächer, also bleiben die Hochs und Tiefs stehen. Das habe zu dem außergewöhnlichen Sommer geführt. Aber auch zu den extremen Schneemassen im Januar dieses Jahres in den Alpen. Oder zu dem plötzlich frühlingshaften Wetter im Februar. Die Hochs und Tiefs blieben einfach stehen. Dies gelte auch im Kleinen. So könnte Warberg über Starkregen klagen, aber schon in Räbke könnte es trocken geblieben sein, nannte er als lokales Beispiel.

Der Rückgang des arktischen Eises durch die Erderwärmung führe zu einer weiteren Schwächung des Jetstreams. Je mehr Meeresfläche frei werde, desto mehr Sonnenlicht werde reflektiert, desto größer die Auswirkungen auf den Jetstream, desto langsamer werde er. „Es gibt einen Zusammenhang zwischen Mensch und Klimawandel, das ist sehr, sehr sicher“, bekräftigte Plöger und wehrte sich gegen die Mär, der Klimawandel existiere nicht. „Klar, es hat ihn schon immer gegeben, aber nicht in der Geschwindigkeit“, betonte er.

Als Beweis führte er einige Zahlen an. So sei die Temperatur in den vergangenen 100 Jahren um 0,9 Grad Celsius angestiegen. Seit der letzten Eiszeit bis dahin aber um vier bis viereinhalb Grad. Änderten wir nichts, sei ein Anstieg in den nächsten 100 Jahren um zwei bis vier Grad prognostiziert. Der Blick auf die Mitteltemperatur im Großraum Braunschweig zeige: „Wir hatten 23 Jahre lang nur zu warme Jahre“, machte der Referent deutlich.

Plöger plädierte eindringlich dafür, die vereinbarten Klimaziele von Paris umzusetzen, nämlich die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen. Dafür sah er ein Zeitfenster von 10 bis 15 Jahren. Und obwohl er Sätze sagte wie: „Der Klimawandel ist ein Asteroideinschlag in Zeitlupe“, sprach er sich dagegen aus, den Klimawandel apokalyptisch zu betrachten. Denn noch könne man handeln.

Sven Plöger trat unter anderem dafür ein, erneuerbare Energien voranzutreiben. Veränderungen müssten her. Und dafür müssten Allianzen gebildet werden.