Wenn Schützenbrüder zu Schützengegnern werden, schlägt die Stunde des Helmstedter Rechtsanwalts Dirk Bömelburg. Er ist Richter am DSB-Gericht.

Helmstedt. Seit Ende 2017 gehört der 57-Jährige der Berufungsinstanz des Gerichtes an, das ist die höchste rechtliche Entscheidungsebene des Deutschen Schützenbundes (DSB). Diesem ehrenamtlichen Gremium anzugehören, kann der Helmstedter als Ehre und Auszeichnung für sich verbuchen. Der Gesamtvorstand des DSB hatte ihn im November 2017 in das Gericht berufen, das am Sitz des DSB in Wiesbaden tagt.

Kaum im Amt, ist Bömelburg, der seit 2001 Mitglied der Helmstedter Schützenbrüderschaft ist, an der Urteilsfindung in einem Rechtsstreit mit erheblicher Tragweite für den DSB beteiligt gewesen. „Es ging um einen Verbandsstreit zwischen dem Pfälzer Sportschützenbund und dem Rheinischen Schützenbund“, erzählt der 57-Jährige, der als Syndikus der Magdeburger Getec-Gruppe und Geschäftsführer der Getec Service GmbH beruflich zwischen Berlin, Hamburg, Frankfurt und Magdeburg pendelt. Der Rheinische Schützenbund sei - historisch über Jahrhunderte gewachsen - zuständig für einige Gebiete im Norden von Rheinland-Pfalz, so Bömelburg. Der Pfälzer Verband habe die Territorialfrage vor dem obersten Schützengericht neu regeln lassen wollen, im Sinne einer Anpassung an die Landesgrenzen. Doch die Berufungsinstanz mit Dirk Bömelburg als Berichterstatter ließ dies letztendlich nicht zu.

„Ein bis drei Fälle verhandelt die 2. Instanz des DSB-Gerichts jährlich“, erzählt der 57-Jährige, zu dessen Leidenschaften neben dem sportlichen Schießen auch das Angeln und der Fußball gehören. „Das sind in der Regel sehr umfangreiche Verfahren, bei denen Akten Waschkörbeweise zu sichten sind.“ Da müsse man als ehrenamtlicher Richter bisweilen eine Woche Urlaub opfern, um der Aufgabe gerecht werden zu können. „Die Urteilsfindung kann neun bis zwölf Monate dauern“, sagt Bömelburg.

Da bei den Schützen die Tradition eine sehr wichtige Rolle spiele, müsse zur Klärung von Rechtsfragen oft weit in die Historie zurückgegangen werden, um Ansprüche klären zu können - mit entsprechend intensivem Studium alter Unterlagen und Urkunden. Doch die Arbeit nehme er gerne auf sich, meint der Vater dreier Kinder, der mit Frau und Familie seit 23 Jahren in Helmstedt lebt. „Der Schießsport hat mir so viel gegeben. Durch die Tätigkeit im DSB-Gericht kann ich etwas davon zurückgeben.“

Die hohe Konzentrationsleistung beim Schießen – ähnlich wie beim Schach – habe ihm Erfolge in der Schule, im Studium und im Beruf überhaupt erst ermöglicht. „Ich war als Kind sehr aktiv. Mit elf Jahren habe ich mit dem Schießsport begonnen und bald gelernt, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren.“ Eine enorme Hilfe für den weiteren Lebensweg. „Ich genieße das tiefe Durchatmen bei diesem Sport, der für mich nichts mit Ballerei zu tun hat. Es geht darum, bei sich selbst zu sein.“