Die Zukunft des Reviers, des Paläons und Europas waren die bestimmenden Themen der Maikundgebung auf dem Helmstedter Markt.

Helmstedt. Die Region, die Arbeitswelt und Volkswagen stehen vor großen Herausforderungen. Das wurde in allen Redebeiträgen der gut besuchten Mai-Kundgebung deutlich, bei der VW-Gesamtbetriebsrats-Chef Bernd Osterloh als Hauptredner von der größten Transformation in der Geschichte der Automobilbranche sprach. Digitalisierung, E-Mobilität und der Einsatz künstlicher Intelligenz seien nicht nur für Volkswagen eine gewaltige Aufgabe, sondern für die Arbeitswelt generell. Um so wichtiger sei es, die Belegschaften durch Fortbildung fit zu machen für die Berufswelt der Zukunft.

Vor diesem Hintergrund sei es ein Fehler, dass Volkswagen die Bildungsbudgets zusammenstreiche, kritisierte Osterloh. Mit Blick auf bevorstehende Rationalisierungen kündigte der Betriebsrats-Chef an, dass die Arbeitnehmerseite dem Wegfall von Stellen nur zustimmen werde, wenn nachweislich auch die Arbeit entfalle. „Sonst werden wir keiner Mehrarbeit zustimmen.“

Osterloh warf dem VW-Vorstand eine falsche Einschätzung der geleisteten Arbeit an den einheimischen Standorten vor. Begriffe wie „Sozialverein“ gingen völlig vorbei an der Realität der Arbeitswelt im Drei-Schicht-Betrieb in den Produktionsstätten. Er kritisierte, dass die Sanierung des VW-Verwaltungshochhauses in Wolfsburg für 100 Millionen Euro auf die Stückkosten pro gefertigtem Automobil umgelegt würden. So werde der Standort teuer gerechnet.

Die Transformation habe das Helmstedter Revier längst erreicht, sagte Osterloh weiter und bezog sich damit auf den aktuellen Kampf um eine Strukturförderung des Bundes für das ehemalige Kohlerevier. Zu den Zukunftsperspektiven gehöre das Batterierecycling. „Es muss nach Helmstedt geholt werden und das wird nur gelingen, wenn alle an einem Strang ziehen“, betonte Osterloh. Mit Blick auf die Europawahl am 26. Mai forderte er die Zuhörer auf, die „richtigen Parteien“ zu wählen. Gemeint waren damit alle Kräfte des politischen Spektrums, die sich für Europa, für Frieden und für Freiheit einsetzen. „Wir dürfen nicht den Spinnern das Feld überlassen, siehe Großbritannien“, mahnte der VW-Betriebsrat-Chef.

Auf das Sorgenkind Paläon ging DGB-Kreisvorsitzender Michael Franke in seiner Eröffnung der Maikundgebung ein. Es sei irrsinnig, wenn das Land als neuer Betreiber des Schöninger Speerezentrums daran gehe, diese für den Landkreis und die Region so wichtige Institution personell erheblich zu verkleinern. „Die Schöninger Speere sind kulturgeschichtlich bedeutender als Ötzi“, rief Franke den rund 300 Zuhörern zu.

Auch Helmstedts Bürgermeister Wittich Schobert legte sich für das Paläon ins Zeug. „Die Menschen dort leisten Großartiges, das Paläon ist ein Leuchtturm, der nach Europa ausstrahlt.“ Das Vorgehen das Landes sei nicht gut durchdacht. „Wir müssen solidarisch für das Paläon kämpfen, genauso wie für die Zukunft des gesamten Reviers“, sagte Schobert.