Helmstedt. Mit einer facettenreichen Podiumsdiskussion fiel am Donnerstagabend der Startschuss für die 6. Helmstedter Hospiztage.

Das Werben für und Informieren über die ehrenamtliche Sterbebegleitung ist eine fortwährende Aufgabe, sie erschöpft sich nicht. Denn viele Menschen setzen sich mit der Frage nach einem würdevollen Abschied aus dem Leben erst dann auseinander, wenn sie selbst von ihr betroffen sind, auch als Angehörige. So lautet eines der Ergebnisse der Podiumsdiskussion am Donnerstagabend zur Eröffnung der 6. Helmstedter Hospiztage im Juleum. Welch bessere Begründung hätte sich finden lassen für die wiederkehrende Ausrichtung dieser Veranstaltung?

Niedersachsens Sozialministerin Carola Reimann (SPD) eröffnete die Hospiztage mit einem Impulsreferat und beteiligte sich im Anschluss an der Podiumsdiskussion, die Armin Maus, Chefredakteur unserer Zeitung, moderierte. Und zu besprechen gibt es nach wie vor viel, wie sich schnell zeigte – auch wenn die Ehrenamtlichen im Lande und in Helmstedt Großartiges leisten, wie unisono betont wurde.

Da wäre die Begleitung schwer erkrankter und sterbender Menschen in Pflegeheimen und Kliniken. Unter dem Druck, ja dem Diktat von Wirtschaftlichkeitsüberlegungen fehlt es vielerorts an ausreichendem und ausreichend geschultem Personal. Es dürfe nicht sein, dass in der Pflege nur jene Anbieter überleben, die ihre Mitarbeiter am schlechtesten bezahlen, war sich die Runde rasch einig, zu der noch Oberlandeskirchenrat Thomas Hofer von der Braunschweigischen Landeskirche und Ulrich Kreutzberg gehörten, der Geschäftsführer der ambulanten Hospizarbeit Braunschweig. Mit Hilfe von Bemessungsinstrumenten, so Ministerin Reimann, wolle man künftig den Aufwand genauer prüfen und bewerten, der in stationären Einrichtungen für die Pflege getrieben wird. Daneben brauche es eine entsprechende Haltung der Träger, sagte Reimann.

Über die Arbeit der etwa 7000 Menschen, die sich in Niedersachsen ehrenamtlich in der Trauerarbeit und der Sterbebegleitung engagieren – 40 davon in Helmstedt – war viel Gutes zu hören an diesem Auftaktabend. Die Zusammenarbeit mit hauptamtlichen Kräften funktioniere sehr gut, erklärte Ulrich Kreutzberg. „Die Hospizarbeit ist ein Leuchtturm-Beispiel für freiwilliges Engagement, das hauptamtliche Arbeit nicht ersetzt.“

Thomas Hofer verwies darauf, dass die ehrenamtlichen Trauerarbeiter ihren Anspruch auf eine gute Vorbereitung auf ihren Einsatz laut aussprechen sollten. Ein professionell verstandenes und gefördertes Ehrenamt müsse nicht nur Dritten etwas bringen, sondern den Helfern auch. Dazu gehöre es auch, eine ausreichende Verarbeitung des Erlebten zu ermöglichen.

Am Ende des Lebens an Würde und Wertschätzung zu verlieren, diese Angst treibe viele Betroffene um. Menschliche Zuwendung durch Begleiter könne diese Angst nehmen, sagte Carola Reimann. Diese Begleiter, so Ulrich Kreutzberg, würden den Mut aufbringen, sich einer schweren Situation zu stellen. Eigentlich aber liege es in der Natur des Menschen, anderen zu helfen, zumal, wenn sie sich in einer Notlage befänden. „Unsere Beziehungen zu anderen Menschen machen unser Leben aus“, warb Kreutzberg für die ehrenamtliche Hospizarbeit – der es übrigens an Männern fehlt, wie zum Abschluss des Diskussionsabends einhellig festgestellt wurde.