Helmstedt. Was fehlt noch, um Helmstedts Tourismuspläne so richtig nach vorne zu bringen? Ein weithin sichtbarer Hingucker?

Einen stationären Aussichtsballon für zehn bis zwölf Passagiere als dauerhafte Attraktion am Lappwaldsee bis in Höhen von 150 oder 200 Metern aufsteigen zu lassen, nicht erst in zehn oder 15 Jahren, sondern möglichst schon morgen, ist das eine total abgehobene Idee? Würde man Lorenz Flatt und Günter Hertel vom Verein Campus Helmstedt diese Frage stellen, dann bekäme man folgende Antwort: „Helmstedt hebt einfach noch nicht genug ab.“

Es geht den beiden Verfechtern der Ballon-Idee darum, eine Landmarke zu setzen, die weithin sichtbar auf Helmstedt, den Lappwaldsee, die touristischen Ambitionen und kreativen Potenziale der Stadt aufmerksam macht. „In Berlin und Hamburg sind solche High Flyer schon seit Jahren im Einsatz“, erzählt Architekt Günter Hertel, der bei der Impulsveranstaltung „Erlebniswelt Lappwaldsee“ im April 2018 im Umspannwerk Helmstedt auf diese Idee gestoßen ist.

High-Flyer sind mit Helium gefüllte Fesselballons mit einem Tragekorb für Fahrgäste, die über ein Kabel mit dem Boden verbunden sind und mit Hilfe einer Winde ausgefahren und eingezogen werden. Hertels Vision geht über die bisher gängige Nutzungsform noch etwas hinaus. „Der Raum für die Fahrgäste sollte geschlossen sein und mit einem Tisch und mit Stühlen ausgestattet sein.“ Dieser „runde Tisch“ könnte hin und wieder genutzt werden für grenzübergreifende oder grenzüberschreitende Gespräche und Verhandlungen, auch für kreative Debatten in wahrhaft luftiger Atmosphäre. Damit würde diese Landmarke funktional über eine rein touristische Nutzung hinausgehen und eine bundesweite Einmaligkeit darstellen, die anknüpft an die deutsche Teilung und deren Überwindung.

„Wo heute der Lappwaldsee entsteht, war früher ein deutsch-deutscher Kohletagebau“, rufen Hertel und Flatt in Erinnerung. Die Grenze sei mitten durch diesen Tagebau verlaufen und der Kohleabbau – eine absolute Besonderheit des Eisernen Vorhangs – sei nur möglich gewesen durch regelmäßige Absprachen untereinander. Eine delikate deutsch-deutsche Kommunikation, die gleichwohl jahrzehntelang funktionierte.

Bei der Herstellung der Deutschen Einheit wiederum hätten runde Tische mehrfach eine maßgebliche Rolle gespielt, meint Hertel. „An beide Dialogformen ließe sich anknüpfen mit unserer Idee eines in luftiger Höhe schwebenden runden Tisches“, sagen die Ideengeber. Aus ihrer Sicht würde es sich lohnen, eine Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben – finanziert von der Stadt, von Sponsoren aus der Wirtschaft oder von beiden.