Helmstedt. Im Ringen um die Zukunft der Gymnasialstandorte im Kreis Helmstedt läuft alles auf einen spannenden Showdown hinaus.

Wird es gar nicht erst dazu kommen, dass die Kreisverwaltung eine Umsetzung des Gymnasiums am Bötschenberg von Helmstedt nach Königslutter planerisch auf den Weg bringt? Der Schulausschuss des Kreistages hat am Dienstagabend die Notbremse gezogen und diesem Vorhaben die Unterstützung versagt, wenn auch mit knappem Abstimmungsausgang. Im Kreistag fällt am 13. März die endgültige Entscheidung – und die Fraktionen von SPD und CDU geben ihren Mandatsträgern das Abstimmungsverhalten frei. Nach dem Verlauf der Schulausschuss-Sitzung darf eine spannende Kreistagssitzung erwartet werden – mit vermutlich äußerst engem Abstimmungsergebnis.

Zunächst zu den Fakten und Einschätzungen, die die Kreisverwaltung in ihrer Vorlage aufgelistet hatte. Die Stadt Königslutter sei mit 15.730 Einwohnern die zweitgrößte Kommune im Landkreis, verfüge aber im Gegensatz zu den Städten Helmstedt und Schöningen bislang über kein gymnasiales Angebot. Zudem gebe es in Königslutter derzeit ein Bevölkerungswachstum, so die Kreisverwaltung. Durch die Verlagerung des Gymnasiums am Bötschenberg (GaBö) nach Königslutter wären die gymnasialen Standorte geografisch besser verteilt. Aus betriebswirtschaftlicher und strukturpolitischer Sicht biete sich ein Umzug an.

In der Vorlage fasste der Landkreis das Ergebnis einer Befragung der Kommunen und Schulen zu den Umzugsüberlegungen zusammen. Fazit: Die Stadt Königslutter ist die einzige Gemeinde, die sich für die Umsetzung des GaBö in das Schulzentrum an der Wilhelm-Bode-Straße ausgesprochen hat. Auch bei den Stellungnahmen der weiterführenden Schulen habe sich lediglich die Schulleitung der Haupt- und Realschule Königslutter uneingeschränkt für eine Umsetzung des GaBö ausgesprochen.

Eine Erweiterung des Schulzentrums Königslutter durch einen An- und Neubau für ein gymnasiales Angebot würde laut Verwaltung etwa 19 Millionen Euro kosten – eine Zahl, die bei einigen Ausschussmitgliedern auf Skepsis stieß, weil sie als zu niedrig eingeschätzt wird.

Demgegenüber würden bei einem Verbleib des GaBö in Helmstedt für längst fällige Sanierungsmaßnahmen Kosten von 2,6 Millionen Euro entstehen. Hinzu kämen 6,65 Millionen Euro für Ergänzungsbauten (Sporthalle, Mensa).

Während die CDU mit einem Änderungsantrag eine Beschlussfassung zugunsten der GaBö-Umsetzung nach Königslutter herbeiführen wollte, trugen beispielsweise die stimmberechtigten Vertreter der Lehrkräfte und der Erziehungsberechtigten ihre Kritik und ihre Bedenken vor. Eine gesamtheitliche Betrachtung aller Schulformen durch die Kreisverwaltung beim Thema Schulentwicklung vermisste Christina Ohnesorge (Lehrkräfte). Dass der Landkreis die Original-Stellungnahmen der Schulen nicht zur Verfügung gestellt, sondern nur zusammengefasst dargestellt habe, bemängelte Ralf Hellwig (Erziehungsberechtigte). Insgesamt sei zu vieles noch ungeklärt. Uwe Strümpel (SPD) sprach von einer höchst unglücklichen Diskussion und räumte ein, seine Meinung in deren Verlauf geändert zu haben. Ein sich über acht oder neun Jahre hinziehender Umzugsprozess bis zur Bezugsfertigkeit eines Neubaus in Königslutter könnte für das GaBö existenzbedrohende Folgen haben mit einem schleichenden Schülerschwund. Daher sei es klüger, das GaBö innerhalb von drei Jahren an seinem Alt-Standort gründlich zu sanieren.

Jens Schulze (CDU) kündigte an, als Helmstedter Ratsmitglied im Kreistag nicht für einen Umzug des GaBö stimmen zu können, während Reinhold Stahl (SPD) aus Königslutter von einer großen Gestaltungschance sprach, die ein Neubauprojekt der Politik biete.