Schöningen. Was wird aus den pädagogischen Angeboten im Paläon, wenn das Land zum 1. Juli die Trägerschaft übernimmt? Der Betriebsrat wirft diese Frage auf.

Noch ist völlig unklar, was aus den Mitarbeitern des Schöninger Speere-Erlebniszentrums Paläon wird, wenn die bestehende GmbH zum 30. Juni aufgelöst wird und das Land Niedersachsen als neuer Arbeitgeber zum 1. Juli die Trägerschaft übernimmt. Auf ein Thema will der Betriebsrat aber schon heute hinweisen: die Zukunft des Paläons als Ort des Lernens für junge Menschen.

„Sollte das Land die Zahl der Mitarbeiter aus Kostengründen reduzieren, wäre womöglich die Bedeutung des Paläons als anerkannter außerschulischer Lernort in Gefahr“, sagte die Betriebsratsvorsitzende Jennifer Winter unserer Zeitung am Donnerstag. Derzeit beschäftige das Paläon 20 Personen als sogenannte Vermittler, auf 450-Euro-Basis oder in Teilzeit. Diese (Wissens-) Vermittler kümmern sich um die Schulklassen, die das Paläon zu Unterrichts- und Lernzwecken besuchen. „Im zurückliegenden Jahr sind das immerhin 8000 Schülerinnen und Schüler gewesen“, berichtet die Betriebsratsvorsitzende.

In die Fortbildung der Vermittler sei viel investiert worden, am meisten von den Betroffenen selbst. „Herzblut ist hier das ganz große Stichwort“, betonte Jennifer Winter, die seit der Paläon-Eröffnung im Jahr 2013 Mitarbeiterin des Hauses ist – „wie übrigens die meisten von uns“, ergänzt die 37-Jährige, die in Esbeck lebt.

Als anerkannter außerschulischer Lernort des Landes Niedersachsen sei das Paläon seit seiner Eröffnung ein Kompetenzzentrum in diesem Bereich und erster Ansprechpartner für die Schulen aus der Region. „Dem Paläon und den Schöninger Speeren ist es zu verdanken, dass die Steinzeit fester Bestandteil des Curriculums für die 5. Klassen in Niedersachsen ist“, hebt Jennifer Winter hervor. Wegen des Fundes der 300 000 Jahre alten Jagdspeere im Schöninger Tagebau habe man das Geschichtsbuch der Menschheit umschreiben müssen – das sei eine Verpflichtung.

„An manchen Tagen des Jahres 2018 reisten vier oder fünf Schulklassen parallel an, so dass das Haus von mehr als 100 Schülern gleichzeitig bevölkert wurde“, erzählt Winter. Das Paläon mit seinen verschiedenen Lernräumen (Dauerausstellung, Besucherlabor, Außengelände, Sonderausstellungsfläche) ermögliche es unterschiedlichen Schülergruppen, aus einer großen Palette an handlungsorientierten Angeboten auszuwählen. „Alle Inhalte sind an den Lehrplänen des Landes Niedersachsens orientiert, so dass Schüler und Schülerinnen wahlweise neues Wissen erwerben, vorhandenes Wissen erweitern oder vertiefen können“, verdeutlicht die Betriebsratsvorsitzende.

Die Veranstaltungen im und ums Haus seien mittlerweile ein Magnet für große und kleine Besucher. Als Beispiele nennt die 37-Jährige das Drachenfest mit 5000 Gästen und das zum 5. Geburtstag des Erlebniszentrums veranstaltete „KidsRock-Festival“. Die Kurse für Schulklassen wie auch solche Sonderveranstaltungen könnten im bisherigen Umfang nur angeboten werden, wenn das nötige Personal vorhanden sei.

Jennifer Winter schließt ihre Bewertung mit einer Forderung im Namen des dreiköpfigen Betriebsrates und der Paläon-Belegschaft ab: Die finanzielle und personelle Ausstattung für den Museumsbetrieb, den außerschulischen Lernort und den kulturellen Ort der Begegnung in der Region müsse erhalten bleiben.