Schöningen. Wie es im Kreis Helmstedt ohne die Braunkohle weitergehen könnte, stand am Montag im Mittelpunkt des „Landes-Dialogs Kohle“ im Schöninger Schloss.

Mit dem vom Bund beschlossenen Ausstieg aus der klimaschädlichen Verstromung der Braunkohle steht der Landkreis Helmstedt vor strukturpolitischen Herausforderungen. Was kommt nach der Kohle? Eine Frage, die die Teilnehmer am Montag beim „Landes-Dialog Kohle – Perspektiven für das Helmstedter Revier“ auf Einladung von Landes-Wirtschaftsminister Bernd Althusmann und Landrat Gerhard Radeck umtrieb. Gefragt seien brauchbare und realistische Zukunftsperspektiven, betonte der Minister im Schöninger Schloss. Doch wie könnten die aussehen?

Potenziale seien im Landkreis vorhanden. Er verfüge über attraktive Gewerbeflächen und mit dem Müllverbrenner Energy from Waste habe man ein starkes Unternehmen vor Ort, das nicht nur die Strom- und Wärmeversorgung sichere, erklärte Jörg Liebermann von der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie. Das Unternehmen trete mit der geplanten Klärschlamm-Monoverbrennung mit anschließender Phosphorrückgewinnung zukunftsweisend auf.

Vor allem das Buschhausareal könnte sich in Zukunft als wertvoll erweisen, meinte Oliver Wittke, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium. Denn, um die Industrie in Deutschland zu halten, Stichwort Batteriezellenfertigung, benötige die Industrie vor allem Fläche. Sein Rat in Richtung Landrat: „Nehmen Sie die Flächenausweisung früh in Angriff und planen sie vorausschauend. Manchmal muss man Geduld aufbringen.“

Vor übertriebenem Aktionismus warnte Eckhard Scholz. Im Hinblick auf eine mögliche Ansiedlung von Volkswagen im Landkreis trat der ehemalige Vorstandsvorsitzende von VW-Nutzfahrzeuge auf die Euphoriebremse. VW würde seine Entscheidungen nach Profitabilität und Standortsicherung treffen. Auszuschließen seien gemeinsame Initiativen jedoch nicht. „Senden sie nicht viele, sondern gezielte und attraktive Botschaften an die Unternehmen“, betonte Scholz.

Dass es dem Landkreis weder an Ideen noch an Motivation mangele, Arbeitsplätze für die Region zu generieren, wurde in der Diskussion unter der Moderation des früheren IHK-Präsidenten Wolf-Michael Schmidt deutlich. Doch um Investoren zu mobilisieren, brauche es mehr -- ein Mehr an Förderung und an Infrastruktur, wobei man hier mit der Initiative Breitbandausbau schon einen wichtigen Schritt gegangen sei. Dennoch, aus eigener Kraft werde der Landkreis den Strukturwandel nicht schaffen.

Unterstützung sicherten sowohl Althusmann als auch Wittke zu. Land und Bund würden künftig die strukturschwachen Regionen und insbesondere die Braunkohleregionen bei den Förderprogrammen stärker in den Fokus rücken und beim Thema Co-Finanzierung nach Lösungen suchen, hieß es.

Am Ende könnte der Landkreis Helmstedt sogar eine Vorreiterrolle übernehmen, stellte Bernd Althusmann in Aussicht. „Hier findet schon heute statt, was in den anderen Bergbauregionen noch kommen wird.“ Umso eindringlicher der Appell von Landrat Radeck an die Vertreter von Land und Bund: „Gerade weil wir die kleinste Bergbauregion sind, besteht die Angst, dass wir vergessen werden. Behalten Sie daher bitte das Helmstedter Revier im Blick!“