Helmstedt. Einen Rekord gilt es am Montag zu feiern: Rolf-Dieter Backhauß (SPD) gehört seit 50 Jahren dem Helmstedter Kreistag an..

Der Schöninger Rolf-Dieter Backhauß steht wie kaum ein anderer Politiker für den Landkreis Helmstedt und die Verwurzelung in der Region. Einer von vielen Belegen hierfür: Seit 50 Jahren wirkt der SPD-Politiker ununterbrochen im Kreistag mit. Ein beachtlicher Rekord, der am Montag mit einem großen Empfang im Juleum gewürdigt worden ist. Dabei kam es zu einer Premiere: Der 77-jährige Jubilar ist der Erste, der den Siegelring des Landkreises Helmstedt erhält, eine neu geschaffene Form der öffentlichen Anerkennung.

Am 1. Oktober 1968 hat die Karriere von Backhauß im Kreistag begonnen. Landrat Gerhard Radeck erinnerte an die vielen Funktionen, die der 77-Jährige im Laufe seines von Engagement erfüllten Lebens ausgeübt hat. Backhauß war Mitglied des niedersächsischen Landtages, er war Helmstedter Landrat und – zu verschiedenen Zeiten und bis in die Gegenwart – 1. und 2. stellvertretender Landrat. Für seine Partei hat Backhauß – fassen wir es so zusammen – jeden wichtigen Job gemacht, der erforderlich war. Vom Unterbezirksvorsitzenden bis zur Mitwirkung im Bezirksvorstand.

Gehört solch ein Kaliber nicht irgendwann in den Bundestag? Gerhard Glogowski, Ex-Ministerpräsident und Weggefährte des Schöningers, rief diese Frage in Erinnerung. Und gab zum Besten, dass die Partei-Legende Rudolf Hauck einst sehr dafür gewesen sei. Doch Backhauß habe seine Heimat, seine Herzenssache nicht für längere Zeit im Jahr verlassen wollen. Im SPD-Bezirk Braunschweig sei der Schöninger „immer eine Kraft gewesen“, so Glogowski, dabei kein Ideologe, sondern ein Mann der erforderlichen Kompromisse. Das sei seine Stärke. Blicke man heute nach Berlin und auf die schwierige Koalitionsarbeit, dann würde man sich wünschen, es gäbe dort mehr Beteiligte vom Schlage eines Rolf-Dieter Backhauß. Der 77-Jährige habe eine „tiefe Liebe zu den Menschen in der Region“, bescheinigte der Ex-Ministerpräsident dem Jubilar.

Die Kreistagsvorsitzende Andrea Weber-Tabrizian meinte, dass das Wirken von Rolf-Dieter Backhauß eine Inspiration für andere sei und sein sollte. Und der SPD-Fraktionsvorsitzende Hans Wehking bescheinigte seinem Parteikollegen, die Kunst des Machbaren zu beherrschen, ohne dafür Prinzipien aufzugeben. Die Fraktion sei überdies egoistisch genug, um ihn für die nächsten Jahre fest einzuplanen.

Die politische Zukunft des 77-Jährigen spielte auch eine Rolle in der Ansprache seines Enkelsohnes Nils Backhauß, die Einblicke in das Familienleben gewährte. Die Diskussionskultur sei ausgeprägt im Hause Backhauß und der Landkreis Helmstedt sitze – thematisch – oft mit am Tisch, erfuhr das Publikum aus erster Hand. In diesen Diskussionen trete nicht selten ein Generationenkonflikt auf, doch engagierte Debatten machten eine funktionierende Demokratie aus. Mit einem häufig verwendeten Satz des Großvaters endete die Würdigung durch den Enkel. „Diesen Tag kann uns keiner mehr nehmen.“

Der Jubilar sprach zum Schluss, bedankte sich – wie die Redner zuvor – vor allem bei Ehefrau Erika Backhauß für Jahrzehnte der Unterstützung, er schloss aber auch die „Andersdenkenden“ ein. Und dann griff er selbst die Frage aller Fragen dieses Ehrentages auf: Wie geht es weiter mit Rolf-Dieter Backhauß? Seine Antwort: „Man soll nichts ausschließen.“ Das bedeutet also: abwarten.