Schöningen. . Einer der acht Schöninger Speere ist am Freitag auf große Fahrt gegangen – in Richtung Berlin.

Die älteste bekannte Jagdwaffe der Menschheit, die im Paläon, dem Schöninger Forschungs- und Erlebniszentrum, seine Heimstatt hat, wird für drei Monate Teil der Ausstellung „Bewegte Zeiten“ im Berliner Martin-Gropius-Bau sein. Sie soll vom 21. September bis 6. Januar 2019 für viel Aufmerksamkeit sorgen.

Mit einer Mischung aus Stolz und Sorge blickte Paläon-Mitarbeiter Felix Hillgruber auf das Spezialtransportbehältnis, in das die etwa 300 000 Jahre alte Jagdwaffe behutsam gelegt wurde. „Seit Bestehen des Paläons ist es erst die zweite Ausleihe eines Speeres. Das Jagdgerät ist extrem empfindlich. Eigentlich werden derartige Exponate gar nicht mehr transportiert“, erklärte Hillgruber.

Zur Beruhigung Hillgrubers trugen Gabriele Schulz und Michael Sietz vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege (NLD) bei. Denn die eigens aus Hannover zur Verpackung des Speeres angereisten Experten können auf eine langjährige Erfahrung im Umgang mit äußerst fragilen und ebenso wertvollen Museumsexponaten verweisen. „Wir verwenden spezielles Verpackungsmaterial, das einen nahezu erschütterungsfreien Transport des Speers ermöglicht“, berichte Michael Sietz.

Das Behältnis, in das der Speer gebettet wurde, hoben dann zwei Mitarbeiter einer auf derartige Transporte spezialisierten Spedition in einen sogenannten Klimabehälter. Und dieser wurde dann mit äußerster Vorsicht in das klimatisierte Ladeabteil des Speditionsfahrzeuges gestellt und dort gewissenhaft fixiert. „Der Lastwagen hat zudem eine Luftfederung. Somit wird der Speer wohlbehalten in Berlin ankommen“, versprach NLD-Mitarbeiter Sietz.

Und in Berlin, im Martin-Gropius-Bau, wird der Speer einer der Stars der Ausstellung „Bewegte Zeiten. Archäologie in Deutschland“ sein. „Das Museum für Vor- und Frühgeschichte und der Verband der Landesarchäologen präsentieren dabei die spektakulärsten Forschungsergebnisse und Entdeckungen der letzten 20 Jahre aus allen 16 Bundesländern – und der Schöninger Speer ist dabei, einfach toll“, verriet uns Felix Hillgruber, weshalb er momentan richtig stolz ist. In der Ausstellung werden Funde aus allen Epochen der Menschheitsgeschichte gezeigt -- von der Himmelsscheibe von Nebra über die Hafenmauer aus dem römischen Köln bis zum Goldhort von Gessel. Aus Niedersachsen werden zudem die Hand der Moorleiche „Moora“ aus dem Landkreis Nienburg und der Kupferhort von Lüstringen in Berlin präsentiert.

Die Austellung soll zeigen, dass Deutschland schon immer in ein intensives, gesamteuropäisches Netzwerk eingebunden gewesen ist. „Kaum eine Entwicklung ist allein regional zu verstehen und die Fragen, die uns heute beschäftigen, haben die Menschen schon seit jeher herausgefordert“, erklärte NLD-Pressesprecher Tobias Wulf. Für Wulf ist der Schöninger Speer einer der absoluten Höhepunkte der Berliner Ausstellung. „Die Entdeckung von 300 000 Jahre alten Holzwaffen in einem altpaläolithischen Wildpferdjagdlager nahe Schöningen war eine Weltsensation. Deshalb hat der Speer eine herausragende Bedeutung für die Ausstellung.“