Helmstedt. Der Landkreis könnte als Modellregion für den Strukturwandel groß rauskommen, meint Regionalmanager Alexander Goebel.

Seine ersten 100 Tage im Amt hat Alexander Goebel, Betriebsleiter des neuen Helmstedter Regionalmanagements (HRM), schon deutlich hinter sich. Höchste Zeit also für eine erste Zwischenbilanz. Um den wirtschaftlichen Strukturwandel im Landkreis soll sich der 30 Jahre alte Ökonom kümmern, der auch Psychologie studiert hat. Was in den Köpfen der Menschen vorgeht, ist ein entscheidender Faktor für Goebels Arbeit. Und so beginnt denn auch sein Zwischenfazit mit dem Hinweis, dass Bevölkerung, Politik und Wirtschaft im Kreis Helmstedt den Wandel mittragen müssen, wenn er gelingen soll.

In den ersten knapp vier Monaten seiner Tätigkeit hat Goebel feststellen können, dass es längst noch nicht bei allen, aber doch bei vielen Einheimischen eine spürbare Veränderungsbereitschaft gibt. Tendenz: steigend. „Darauf lässt sich aufbauen“, gibt sich der 30-Jährige optimistisch, zu dessen Aufgaben es gehört, Netzwerke unter den örtlichen Entscheidern in Politik und Wirtschaft aufzubauen und auszubauen. Mehr als 150 Termine und Gespräche hat Goebel bislang absolviert.

Die Perspektiven des strukturell nicht auf Rosen gebetteten Landkreises stuft der Regionalmanager, wer will es ihm verdenken, als gut ein. Er macht diese Einschätzung fest an der Unterstützung durch das Land und den Bund. Fördermillionen werden es in den nächsten Jahren ermöglichen, Ideen für die wirtschaftliche Entwicklung der Region zu schmieden und umzusetzen.

Aktuell gehen die Gedanken Goebels in Richtung Kohle-Kommission des Bundes, die sich mit dem Wandel in den altindustrialisierten bundesdeutschen Braunkohlerevieren und dem Ausstieg aus der Kohleverstromung befasst. „In Helmstedt ist dieses Wirtschaftskapitel mit dem Ende der Kohle-Ära bereits abgeschlossen“, sagt Goebel. Das biete die Chance, sich als Modellregion zu positionieren. Sprich: Im ehemaligen Helmstedter Revier könnten Konzepte entwickelt werden, die sich auf die großen Braunkohle-Regionen in Nordrhein-Westfalen und in der Lausitz übertragen lassen. Eine gezielte Förderung durch Bund und Land wäre die Voraussetzung dafür.

Für das Gebäude der Alten Post in Helmstedt, in dem das neu geschaffene Regionalmanagement und das Referat Breitband seit einigen Monaten residieren und in dem in naher Zukunft auch die Wirtschaftsförderung für den Landkreis gebündelt werden soll, hat Goebel Zukunftspläne. „Wenn wir hier auch noch ein Gründerzentrum für junge Unternehmen unterbringen, dann haben wir alles unter einem Dach, um wirtschaftliche Impulse effektiv setzen zu können.“

Ein Projekt, das bei gutem Verlauf bis Ende 2019 umgesetzt werden könnte, gibt der 30-Jährige eine grobe vorsichtige Schätzung ab.

Die Digitalisierung sieht der Regionalmanager als Möglichkeit, die Nachteile und Schwächen des ländlichen Raumes auszugleichen. Beispiel ärztliche Versorgung. Das Netz der Arztpraxen dünne aus. Es mache wenig Sinn, wenn die verbleibenden Mediziner sich ins Auto setzen würden, um Patienten in den Dörfern aufzusuchen. „Ärzte gehören nicht auf die Straße, sondern in ihre Praxis“, meint Goebel. Mit Hilfe des Internets ließen sich viele medizinische Dienstleistungen digital erbringen, unterstützt womöglich durch Pflegepersonal vor Ort.

Und wieder fällt der Begriff Modellregion. „Auch beim Thema eHealth, der elektronischen Gesundheitsversorgung also, könnte der Landkreis Helmstedt eine Vorreiterrolle im ländlichen Raum übernehmen“, reißt der 30-Jährige ein weiteres Zukunftsthema an.

Wir halten fest: Der Landkreis steht nicht ratlos vor seiner Zukunft. Ansätze für den Wandel nehmen Gestalt an. Damit ist noch nichts gewonnen. Auf die Umsetzung kommt es an. Und die braucht Unterstützung. Aus Berlin und Hannover, aber auch aus dem Landkreis selbst. Dort vor allem muss sie herkommen.