Helmstedt. Ob der am Sonntag festgenommene 45-jährige Helmstedter für eine fast zweijährige Brandserie verantwortlich ist, steht längst noch nicht fest.

Die Polizei hat in der Nacht zu Sonntag nach einem erneuten Laubenbrand in der Walbecker Straße einen 45-Jährigen als Tatverdächtigen festgenommen (wir berichteten). Ob der Mann nicht nur für dieses Feuer, sondern auch für die seit März 2017 andauernde Brandserie im Bereich Walbecker Straße/Nordstraße verantwortlich ist, werden die weiteren Ermittlungen erst noch zeigen müssen. Die Polizei hielt sich am Montag bedeckt, wollte aus taktischen Gründen nur wenige Informationen zur Festnahme und zum Festgenommenen preisgeben. Für ein Aufatmen in der Bevölkerung ist es noch zu früh.

Die Ermittler haben nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft in Braunschweig einen Brandsachverständigen hinzugezogen, der am Montagvormittag den Brandort untersuchte. Polizeisprecher Thomas Figge sagte, dass von vorsätzlicher Brandstiftung auszugehen sei. „Ob der in der Nacht zum Sonntag unter dringendem Tatverdacht vorläufig festgenommene 45 Jahre alte Helmstedter in Verbindung mit weiteren Brandstiftungen zu bringen ist, kann derzeit nicht gesagt werden“, erklärte Figge.

Bei seiner Festnahme habe der Helmstedter deutlich unter Alkoholeinfluss gestanden. Der Beschuldigte sei noch am Sonntag wegen seiner „gesundheitlichen Gesamtumstände“ in eine Fachklinik eingewiesen worden, wo er auf Antrag der Staatsanwaltschaft Braunschweig und auf richterlichen Beschluss bis auf Weiteres verbleiben werde.

Tatsache ist, dass die zahlreichen nächtlichen Brandstiftungen, bei denen meist Gartenlauben und Schuppen auf Privatgrundstücken in Flammen aufgegangen sind, die Polizei gehörig unter Erfolgsdruck gesetzt haben. Im April hatten Jörg Dornfeld, Helmstedts Kripo-Leiter, und sein Kollege Michael Schüler, Leiter der Abteilung Brandermittlung, die Brandserie so beschrieben: „Sie gehört aktuell zu unseren wichtigsten Fällen. Wir arbeiten mit Nachdruck und großem Aufwand daran.“

Zu diesem Aufwand sollen nach Informationen unserer Zeitung nächtliche Observierungsaktionen gehört haben. Sprich: Die Ermittler legten sich auf die Lauer. Ob dies auch in der Nacht der Festnahme der Fall war, dazu wollte die Polizei am Montag nichts sagen.

Die monatelange Ermittlungsarbeit könnte Außenstehenden als vergleichsweise einfache Aufgabe erscheinen. Denn die Brandstiftungen fanden auf engem Raum statt, auf einem Grundstück sogar mehrfach. Auffallend oft brachen die Feuer kurz vor oder nach Mitternacht aus, also keineswegs tief in der Nacht. Und immer ging es um unbewohnte Objekte wie Schuppen, Lauben und ein leerstehendes Haus ­ – wobei die Flammen in einigen Fällen auf Wohnhäuser hätten übergreifen können, was die Feuerwehr jeweils verhinderte.

Erschwerend für die Ermittler wirkte sich das Tatortgelände aus, das zur Walbecker Straße und zur Nordstraße hin durch Wohnbebauung und teils dichtes Buschwerk verdeckt wird. „Die Brandstiftungen finden in einem unübersichtlichen, weitgehend unbeleuchteten und schwer zu observierenden Areal statt“, hatte uns Brandermittler Michael Schüler im April berichtet. Zwischen der Brandlegung und dem Ausbruch eines Feuers vergehe zudem einige Zeit. Der Täter könne sich ohne Hektik entfernen. Immer wieder hoffte die Polizei auf einen entscheidenden Zeugenhinweis von Anwohnern oder Passanten. Vergeblich.