Ballenstedt. Der Harz hat ein Löschflugzeug auf Abruf – das braucht einen Piloten. Der ist international erfahren und war nun in einer Woche zwei Mal im Einsatz.

Zwei Monate blickte Maciej Lewandowski bei guter Sicht bis auf den Brocken und wartete auf den Alarm. Um seinen Hals den Pieper, der das entscheidende Signal geben würde. Vor sich die riesige Fläche bis zum Harzgipfel mit der markanten Antenne - sein potenzielles Einsatzgebiet. Und dann wurde er zum ersten Löscheinsatz doch in unerwartetes Terrain gelotst: nach Brandenburg.

In der vergangenen Woche ist das Harzer Löschflugzeug erstmals ausgerückt – auf ein Hilfeersuchen aus dem Nachbarbundesland hin. Am Wochenende folgte ein Löscheinsatz am Brocken. Mit Lewandowski ist ein hocherfahrener Pilot unterwegs. Er habe diverse Sommer in Portugal gelöscht, sagt der 63-Jährige. In internationalen Teams mit Kollegen, die sogar aus Brasilien gekommen seien.

Einer von zwei Piloten des Harzer Löschflugzeuges

Maciej Lewandowski ist einer von zwei Piloten des Löschflugzeugs, das sich der Landkreis Harz in diesem Jahr erstmals organisiert hat. Es ist die Lehre aus den großen Bränden des vergangenen Sommers. Im unwegsamen Gelände brannte es und die Feuerwehr kam nur sehr langsam heran. Wertvolle Zeit ging verloren. Der Landkreis Harz rief den Katastrophenfall aus, am Ende halfen Löschflugzeuge aus Italien, Hubschrauber von Bundeswehr und Polizei warfen Wasser ab. Mehrere Millionen kostete der Einsatz.

Die Harzer wollen nun schnell selbst handeln können und starteten eine europaweite Ausschreibung für ein Löschflugzeug. Es soll von April bis September 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche einsatzbereit sein. Am 30. März landete das Flugzeug auf dem Flugplatz in Ballenstedt. „Es ist das erste Löschflugzeug in Deutschland, das Sie anfassen können“, sagt Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse. Der Landkreis Harz sei der erste, der gehandelt habe. Anderswo sei es bei Ankündigungen geblieben. 150 000 Euro nimmt der Landkreis dafür pro Saison in die Hand.

Der Alarm für den Löschflugzeug-Piloten kommt per Pager. Unter der Kennung Florian Harz 25 wird er bei Waldbränden zum Einsatz gerufen.
Der Alarm für den Löschflugzeug-Piloten kommt per Pager. Unter der Kennung Florian Harz 25 wird er bei Waldbränden zum Einsatz gerufen. © dpa | Matthias Bein

Löschflugzeug hilft, bei Waldbränden im Harz schnell einzugreifen

Und so ist Lewandowski, der aus einem kleinen Ort in Zentralpolen kommt, nun 20 Tage im Monat in Ballenstedt stationiert. Dann übernimmt ein anderer Pilot des Unternehmens. So könne er auch mal nach Hause fahren, sagt der 63-Jährige. Er spricht Englisch, im Deutschen fühlt er sich nicht so sicher. Im Overall steht Lewandowski neben seinem Flugzeug und zeigt auf den Pieper vor seiner Brust. Über den kommt der Alarm „Florian Harz 25“.

Etwa 2000 Liter kann das Flugzeug aufnehmen binnen 60 Sekunden. Binnen 1,2 Sekunden kann das Wasser aus dem Tank aus der Luft abgeworfen werden. Die Prozedur wiederholt sich Mal um Mal - allein beim Einsatz am Sonntag und Montag am Brocken warf das Löschflugzeug laut dem Landkreis Harz 65 000 Liter Wasser ab. Ganze Brände könne das Flugzeug nicht löschen, betont Kreisbrandmeister Lohse. Es gehe hauptsächlich um das Begrenzen von Bränden und darum, eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Das stetig verfügbare Flugzeug verhilft dem Landkreis dazu, schnell selbst einzugreifen.

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„Feuertaufe“ bei Brand auf Truppenübungsplatz in Brandenburg

Kreisbrandmeister Lohse betont, dass das Löschflugzeug auch in anderen Landkreisen in Sachsen-Anhalt eingesetzt werden kann. Seinen ersten Einsatz, Lohse sprach von der „Feuertaufe“, hatte es vergangene Woche bei einem Brand auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Jüterbog in Brandenburg. In dem munitionsbelasteten Gebiet war der Einsatz der Feuerwehr erschwert bis unmöglich. So kam die Anforderung an den Landkreis Harz, mit dem Löschflugzeug zu unterstützen. Rund 90 000 Liter Wasser wurden abgeworfen, sagte Lohse. Das entspricht rund 45 Starts und Landungen. Es war auch ein zweites Flugzeug der polnischen Firma Mieleckie Zakłady Lotnicze (MZL) im Einsatz.

Unterdessen sieht es nicht nach ergiebigem Regen aus, der die Waldbrandsituation etwas entspannen könnte. Da stellt sich die Frage: Wie oft wird der Landkreis Harz sein Löschflugzeug noch ausleihen können? Kreisbrandmeister Lohse sagt, es komme auf die Gesamtsituation an. „Wir können es nur ausleihen, wenn wir wissen, dass wir es schnell wiederbekommen.“