Südharz. Die Trockenheit und Hitze der vergangenen Jahre hat den Fledermäusen heftig zugesetzt. Doch 2020 war es nicht ganz so schlimm.

Fledermäuse haben sich nach drei heißen und trockenen Jahren zumindest in einigen Gegenden Sachsen-Anhalts wieder erholen können. „2020 war ein besseres Fledermausjahr, denn es hat zumindest stellenweise etwas geregnet, so dass die Tiere dort ausreichend Futter gefunden haben“, sagte Bernd Ohlendorf von der Landesreferenzstelle für Fledermausschutz bei einer Aktion zur Beringung von Fledermäusen in der Höhle Heimkehle. Fledermäuse ernähren sich vor allem von Insekten wie Nachtfaltern, Mücken oder Käfern, deren Zahl in den vergangenen Jahren wegen der ausgetrockneten Bäche, Sumpfgebiete und Wälder weniger geworden war. Dennoch sei es auch 2020 für die Tiere noch zu trocken gewesen, sagte Ohlendorf.

In der Höhle Heimkehle wird seit 2002 ein Fledermaus-Monitoring durchgeführt. Die Höhle sei jedoch zu groß, um die Fledermäuse in den Felsspalten, im Geröll oder an der Decke hängend zu zählen, sagte Ohlendorf. Deshalb würden zu bestimmten Zeiten Tiere mit Netzen gefangen und markiert. In der Höhle halten sich bis zu 13 Fledermausarten auf. Die Gesamtzahl der Tiere wird auf mindestens 4000 Individuen geschätzt. Die Fledermäuse, die sich in der Heimkehle aufhalten, kommen aus einem Umfeld von 200 Kilometern.

Nymphenfledermaus profitiert sogar von Trockenheit

Die eher seltene Nymphenfledermaus mit vier bis fünf Gramm Körpergewicht konnte in diesem Jahr von dem Trockenstress, unter dem die Bäume in den Wäldern vor allem infolge der heißen Vorjahre litten, sogar profitieren. Die deswegen vermehrt aufgebrochene Borke an den Stämmen habe ihr und den Kleinfaltern, die ihr als Nahrung dienen, Unterschlupf geboten. Der Bestand habe sich dadurch stabilisiert.

20 Fledermausarten sind in Sachsen-Anhalt heimisch. Wie viele Tiere es landesweit gibt, vermag niemand zu sagen. Während in den Städten und Dörfern trockener Regionen vor allem die Zwergfledermaus dominiert, ist es laut Ohlendorf in Gegenden mit Feuchtgebieten, Bächen und Flüssen eher die Mückenfledermaus. Andere Fledermausarten kehrten wieder zurück wie etwa die Kleine Hufeisennase, die im Südharz seit 1980 ausgestorben war und sich von Nordthüringen her immer weiter in Richtung Harz ausbreite.

Am besten sind für Fledermäuse Laubmischwälder und Gewässer

Neben der Trockenheit setzen den Fledermäusen laut Ohlendorf die Monokulturen in Land- und Forstwirtschaft zu. „Dort ist die Artenvielfalt auch bei den Insekten und damit das Nahrungsangebot geringer.“ Am besten seien für die Tiere Laubmischwälder und Gewässer. Auch Windkraftanlagen sind nicht gut für Fledermäuse. „Kommen sie denen zu nahe, kann sie schon der Unterdruck töten, der an den drehenden Rotorblättern entsteht.“ Schätzungen zufolge sterben jährlich bis zu eine halbe Million Fledermäuse an Windkraftanlagen.

Wegen der Klimaerwärmung muss Ohlendorf zufolge mit der Zuwanderung weiterer Fledermausarten gerechnet werden, die bisher in Mitteleuropa nicht heimisch waren. So habe sich etwa die aus mediterranen Regionen stammende Alpenfledermaus bereits in Leipzig niedergelassen, das von Sachsen-Anhalt nur wenig entfernt ist. Und die ebenfalls aus dem Mittelmeerraum stammende Weißrandfledermaus sei schon bis nach Dresden vorgedrungen.