Gifhorn. Der Innenstadt-Einzelhandel bekam die Folgen der wachsenden Unsicherheit zu spüren. Warum es mancherorts trotzdem gut lief.
Das wichtige Weihnachtsgeschäft lief für Gifhorns Einzelhändler 2023 „durchwachsen“. Diese Einschätzung war am vorletzten Einkaufstag vor Heiligabend vorherrschend. Wenngleich Buchhändler Lutz Dänzer den ersten drei Wochen gar das Prädikat „super“ verlieh und nur mit dem wetterbedingten Handicap der vergangenen Tage haderte: „Da war die Kundenfrequenz natürlich deutlich schlechter.“
Chef der City Gemeinschaft: Stadt war durch Sperrungen schlecht erreichbar
Geschäftsführer Michael Metz vom Kaufhaus Ceka sah in Gifhorn ebenfalls erstmals das Phänomen überaus schwankenden Kundenandrangs. „Das Weihnachtsgeschäft fing gut an, ist im Moment aber sehr dünn.“ Generell seien die Gifhorner sehr sensibel, was schlechtes Wetter angehe. „Es gibt starke Tage, dann geht es wieder runter.“ Immerhin: Die Nachfrage verteilte sich über alle Abteilungen: „Da hielten sich alle Warengruppen die Waage“, so Metz.
Schütte-Inhaber und Händlersprecher Udo von Ey führte die „leider durchwachsene Bilanz“ nicht zuletzt auf die angespannte Verkehrslage zurück. Wochenlang sei die Innenstadt wegen Sperrungen der Bundesstraße 4 und der Celler Straße sowie wegen der Behinderungen auf der Kreisstraße 114 nach Wolfsburg nur schwer erreichbar gewesen. Ganz zu schweigen von der Verunsicherung durch die gesperrte Hindenburgstraße. Positiv habe sich dagegen der neu aufgestellte Weihnachtsmarkt bemerkbar gemacht, so von Ey: „Das war eine Belebung für die Innenstadt.“
Die Kauflaune verdorben haben nach von Eys Wahrnehmung den Menschen der Israelkrieg und die Berliner Haushaltskrise. „Die Verunsicherung ist spürbar.“ Insgesamt sei der November „schlecht mit deutlich weniger Umsatz“ gewesen, so der Händler. Im Dezember habe sich zumindest die vergangene Woche gut entwickelt. Unter dem Strich falle die Weihnachtsbilanz „immer noch gut“ aus, so von Ey. „Wir kommen eben von einem hohen Niveau.“
Für die Einzelhändler gelte es aber auch zu beachten: „Ein Problem ist, dass die Kosten steigen.“
Eingetrübte Konsumlaune ist in Gifhorn angekommen
Modehändler Fritz Becker junior berichtete von einem „sehr zögerlichen Beginn“ des Weihnachtsgeschäfts. „In der zweiten Dezemberhälfte lief es aber ein bisschen besser.“ Es sei spürbar, dass die Konsumlaune nicht mehr so groß sei wie in den Vorjahren. „Darauf waren wir vorbereitet“, so Becker. „Denn die Unsicherheiten in jeglicher Form helfen dem Konsum nicht.“
Eine andere Entwicklung beobachtete Juwelier Harald Schneider: „Der Umsatz stimmt. Wir haben zwar etwas weniger Kunden, aber sie kaufen im höheren Bereich.“ Seiner Einschätzung nach sei der Einzelhandel im Weihnachtsgeschäft „mit einem blauen Auge davongekommen, wenn man gut aufgestellt war“. Überraschend komme die Kaufzurückhaltung der Menschen nicht: „Vor unserer Haustür toben Kriege.“
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