Gifhorn. Mit einer Kundgebung bekräftigt der Stadtelternrat seine Forderung nach guter Schulkindbetreuung und leistbaren Elternbeiträgen.

Vor dem Gifhorner Ratsbeschluss über höhere Elternbeiträge für Krippen und Horte und über das Aus der Schulkindbetreuung in Horten bäumten sich am Montagnachmittag Kinder, Eltern und Erzieherinnen noch einmal auf. Beide Vorschläge der Verwaltung lehnen der Stadtelternrat und die Familien ab.

Rund 100 Teilnehmer versammelten sich zur Demonstration vor dem Rathaus, um mit Spruchbändern und Pappplakaten Flagge zu zeigen. Auch ins Plenum wollten die Gifhorner danach als Zuhörer einziehen, wenngleich ihr Anliegen erst unter Tagesordnungspunkt 21 verhandelt werden sollte, was vor allem den Kindern viel Geduld abverlangte.

Kinder des DRK-Horts Gifhorn Nord machten sich am Montag bei der Demonstration vor der Ratssitzung für den Erhalt ihrer Einrichtung stark.
Kinder des DRK-Horts Gifhorn Nord machten sich am Montag bei der Demonstration vor der Ratssitzung für den Erhalt ihrer Einrichtung stark. © FMN | Christian Franz

Und auch die Umstände vor der Tür waren alles andere als einladend: Kalter Dauerregen weichte die Plakate auf und sorgte für kalte Hände. Doch ihre Forderungen waren den Demonstranten um Vanessa Jahns und Christopher Finck alle Mühen wert. Sie pochten auf gute Qualität der Kinderbetreuung über den Kindergarten hinaus und auf eine für die Beitragszahler finanzierbares Angebot.

Zweifel am familienfreundlichen Bürgermeister: „Ehrlich, Nerlich?“

„Ehrlich, Nerlich?“, stichelten die Ausrichter im Vorfeld gegen Bürgermeister Matthias Nerlich, der stets die Fahne einer familienfreundlichen Stadt hochhält. Da könnten eine Abschaffung aller Horte, eine mangelnde Qualitätsperspektive in der Ganztagsbetreuung und ein Aufschlag auf die Elternbeiträge von durchschnittlich 45 Prozent in zwei Stufen nicht ernst gemeint sein. „Sieht so Ihr Versprechen für unsere familienfreundliche Stadt aus?“

Die Alternativen des Stadtelternrats lauten: „Gegen eine Abschaffung aller Horte und für qualitativ bessere und bedarfsgerechte Ganztagsbetreuung in den Grundschulen!“ Sowie: „Für finanzielle Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Kitabetreuung!“ Es gehe um nicht weniger als die Zukunft der Stadt.

Das sind die Anliegen der Demonstratiosnteilnehmer

Beyhan Yüksel hatte sich der Kundgebung angeschlossen, obwohl ihre zwei jüngeren Söhne inzwischen kurz vor dem Abitur stehen. Aber sie erinnert sich noch heute gern an die Hortzeit: „Wir haben immer gute Erfahrungen gemacht. Das war wirklich toll damals. Nicht zuletzt hätten die Jungen ihre Hausaufgaben immer vollständig gemacht.

Yüksels dritter Sohn Tayfun war mit auf der Kundgebung. Er steckt mitten in der Erzieher-Ausbildung und unterstreicht ebenfalls den Ruf nach Qualität.

Stadtelternrat: Beitragsaufschläge bis 194 Prozent

Wie die konkret aussieht, erklärt Erzieherin Alexandra Herr aus dem Hort der St.-Altfrid-Gemeinde (Caritas): „Wir haben vier Erzieherinnen für 40 Kinder.“ Seit 30 Jahren laufe die Betreuung erfolgreich. Herr sieht mittelfristig sogar ihren Arbeitsplatz gefährdet, könne sie doch nicht einfach an einen Kindergarten wechseln: „Ich will mit Schulkindern arbeiten.“

Den finanziellen Aspekt der anstehenden Beschlüsse hatte der Stadtelternrat umfangreich schriftlich dokumentiert. Die drohenden Beitragssprünge brächten Familien vielfach in eine verzweifelte Situation. Unter Berücksichtigung der nach oben verlängerten Sozialstaffel kommen die Elternvertreter rechnerisch auf Aufschläge von bis zu 194 Prozent. Selbst Eltern, die zusammen knapp 70.000 Euro verdienten, müssten für einen Krippenplatz mit Mittagessen im Jahr fast 6000 Euro aufbringen.

Die Konsequenzen sind Christopher Finck zufolge drastisch: „Das können sich dann viele schlichtweg nicht mehr leisten. So werden Mütter aus der Berufstätigkeit gedrängt.“

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