Gifhorn. Die Kreisgruppe kämpft um das Vorkommen der Insektenart mitten auf der geplanten Autobahntrasse. Warum zögern die Behörden seit 2016?

Die Kreisgruppe Gifhorn im Bund für Umwelt- und Naturschutz (Bund) arbeitet beharrlich weiter an ihrem Ziel, den Weiterbau der Autobahn 39 im Kreis Gifhorn abzuwenden. Das Thema ist ein Schwerpunkt beim Kreisgruppentreffen mit Ausblick auf 2024 am Montag, 11. Dezember, von 17.30 Uhr an im Mehrgenerationenhaus Gifhorn (Georgshof).

Das spricht aus Sicht des Bund alles gegen die Autobahn 39

Die Versammlung ist öffentlich, Gäste sind willkommen, teilt Bund-Kreischef Manfred Michel mit. Die Umweltschützer sehen das Milliarden-Verkehrsprojekt der A 39 zwischen Weyhausen und Lüneburg nicht allein aus finanziellen Erwägungen wanken. Seien doch die ansteigenden Baukosten spätestens nach dem jüngsten Verfassungsgerichtsurteil aus dem Bundeshaushalt nicht finanzierbar, argumentiert Eva Gresky.

Der Bund ist zudem überzeugt, nach der erfolgreichen Klimaklage gegen die Bundesregierung wegen der Nichteinhaltung der Vorgaben des Klimaschutzes im Verkehrssektor eine weitere inhaltliche Handhabe gegen das Verkehrsprojekt belegen zu können.

So liege dem niedersächsischen Umweltministerium ein Antrag vor, ein FFH-Gebiet für die streng geschützte Libellenart der Vogel-Azurjungfer auszuweisen. Die seltene Art kommt direkt an der geplanten Trasse der Autobahn 39 vor. Bautätigkeit wäre dort nach Dafürhalten des Bund nicht mehr möglich.

Sprecherin Eva Gresky erläutert: „Schon 2016 und 2018 wurde dem Umweltministerium das Vorkommen der streng geschützten Libellenart Vogel-Azurjungfer mitgeteilt. 2019 noch einmal eindringlich durch die Kleine Anfrage des jetzigen niedersächsischen Umweltministers Meyer, zusammen mit Imke Byl, damals beide als Grüne Landtagsabgeordnete in der Opposition. Das Vorkommen der nach FFH-Richtlinien streng geschützten Art wurde vom damaligen Umweltministerium als nicht ausreichend belegt zurückgewiesen.“

Inzwischen habe Professor Professor Rainer Buchwald vom Oldenburger Institut für Biologie und Umweltwissenschaften, der über viele Jahre hin durch seine Forschung den ökologischen Wert des Gebietes zwischen Wollersdorf und Darrigsdorf an Fulau, Ziegeleigraben und Moosgraben dokumentiert hat, einen umfassenden Bericht über das größte und einzigartige Vorkommen dieser seltenen Libellenart in Niedersachsen vorgelegt. Hinzu komme eine weitere streng geschützte Art, die Helm-Azurjungfer.

Gresky sieht daher nur eine Option für die Behörden: „ Die Flächen im untersuchten Gebiet müssen nach EU-Recht als FFH-Gebiet ausgewiesen werden, das heißt eine Bautätigkeit jeglicher Art an und zwischen den drei Fließgewässern und in deren Umfeld ist grundsätzlich auszuschließen.“

Intakte Biotope schützen auch den Menschen

Gresky betont: „Der CO2-Ausstoß ist weltweit angestiegen, auch Deutschland hält die im Pariser Abkommen gesteckten Ziele nicht ein. Daran hat zum größten Teil der Verkehrssektor Schuld. Die Aufgabe des unzeitgemäßen Neubauprojektes einer Autobahn in unserem viel zu zersiedelten und verkehrsmäßig vollkommen erschlossenen Land ist überfällig. Diese Tatsache wird jetzt wieder beleuchtet durch das Problem mit den Libellen. Die meisten Menschen kennen diese Libellen nicht und werden sie nie sehen. Aber die Libellen zeigen mit ihrer Empfindlichkeit gegen schädliche Umwelteinflüsse an, dass hier noch eine gesunde Landschaft ist, die man schützen muss, und zwar nicht nur für die Libellen, sondern für die Menschen. Man kann nicht intakte Biotope zerstören, sie sind als Reserven für die Erhaltung der menschlichen Existenz und Gesundheit notwendig.“

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Weitere Themen beim Kreisgruppenabend sind der Tierschutz und speziell Probleme der Schweinehaltung sowie der Hähnchenmastanlagen im Kreis Gifhorn sowie der Naturschutz auf dem Golfplatz in Wilsche. Aktiv werden möchte der Bund mit dem Anpflanzen weiterer Streuobstwiesen im Kreis Gifhorn.