Gifhorn. Laut neuer Broschüre der Kreisverwaltung hat jeder sechste Einwohner eine Migrationsgeschichte. Aus diesen Ländern kommen die meisten.

Wie viele Menschen anderer Nationalitäten leben im Landkreis Gifhorn? Wo kommen sie her? Wie viele wurden in den beiden vergangenen Jahren eingebürgert? Die Stabsstelle Integration hat dazu kürzlich eine Broschüre veröffentlicht, die der Diskussion über das Thema Zuwanderung als sachliche Grundlage dienen soll.

In den Jahren 2005 bis 2013 war die Zahl der Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit im Landkreis relativ konstant bei unter 8000 (Tiefststand 2010: 7024). Sie stieg ab 2014 insbesondere maßgeblich durch den Krieg in Syrien an, und zwar bis auf 13.611 im Jahr 2021. Im vergangenen Jahr machte die Kurve noch einmal einen deutlichen Satz nach oben, auf 15.969.

Allerdings sei dies nicht nur das Ergebnis von Fluchtbewegungen vor Kriegen, heißt es in der Broschüre: „Auch veränderte Gesetzgebungen wie zum Beispiel die EU-Freizügigkeit oder das neue Fachkräftegesetz zeigten Wirkungen.“ Bezüglich der Herkunftsländer gibt es laut Kreisverwaltung auch auf kurze Zeiträume Schwankungen: So stammten die Menschen mit fremden Pässen 2021 aus 142 Staaten, darunter aus 59 Fluchtländern. 2022 kamen sie aus 138 Staaten und aus nur noch 49 Fluchtländern.

Ukraine Flüchtlinge führen die Top-5 der Herkunftsländer an

Die Top-5 der Herkunftsländer von Ausländern ohne deutschen Pass hat sich von 2021 auf 2022 durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine verschoben: Seit 2022 stehen ukrainische Flüchtlinge mit 2134 an der Spitze. Dahinter folgen die bisherigen Herkunftsländer Türkei, Polen, Syrien und Rumänien. Die meisten Menschen mit doppelter Staatsbürgerschaft kommen aus Russland, Polen, Türkei, Italien und Kasachstan.

Im Vergleich der beiden Jahre 2021 und 2022 lassen sich bei den Herkunftsländern deutliche Unterschiede feststellen. Durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine im Jahr 2022 haben die ukrainischen Geflüchteten die bisherigen Herkunftsländer überholt und sich zahlenmäßig an die Spitze gesetzt. Dagegen ist der Zuzug insbesondere aus Russland, aber auch aus Rumänien im Jahr 2022 stark zurückgegangen. Weniger Menschen kamen zudem aus der Türkei. Lediglich der Zuzug aus Syrien blieb relativ konstant.

Die Autoren der Broschüre betrachten im Folgenden dann entsprechende Anteile in der bestehenden Kreisbevölkerung - die übrigens zum Stichtag 31. Dezember 2022 auf 181.365 gestiegen war. Im Jahr 2021 hatten nach den Daten der Einwohnermeldeämter rund 15 Prozent aller Kreisbewohner eine Migrationsgeschichte, denn sie besaßen neben der deutschen noch eine zweite Staatsangehörigkeit („Deutsch +“) oder sie zählten zur Gruppe der Ausländer mit Ausweis oder ohne als Staatenlose.

Anteil der Männer nur geringfügig höher als der der Frauen

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2022 stieg dieser Anteil auf rund 17 Prozent an - also etwa jeder sechste Einwohner des Kreises. Ergo: Es hatten zuletzt etwa 83 Prozent der Gifhorner ausschließlich die deutsche Staatsbürgerschaft. Darunter können allerdings durchaus auch Menschen sein, die einst zugewandert waren, aber ihre alte Staatsbürgerschaft aufgegeben haben. Mit Aushändigung der Einbürgerungsurkunde gelten sie formal nur noch als deutsch. Der Anteil der Männer unter den Ausländern war zuletzt mit 51,11 Prozent nur noch geringfügig höher als der der Frauen. 2021 lag er noch bei 53,31 Prozent.

Menschen mit Migrationsgeschichte sind im Schnitt deutlich jünger als diejenigen mit ausschließlich deutschem Pass, vor allem die Doppelstaatsbürger. Bei denen waren Ende 2022 38,60 Prozent minderjährig. Unter den Menschen ohne deutschen Pass waren es noch knapp 22 Prozent und unter den Deutschen 16,83 Prozent. Viele Minderjährige seien erst in den jüngsten Jahren nach Deutschland gekommen und besuchen hier Kita, Schulen und Berufsausbildungen.

Bei der Verteilung auf die Kommunen hat Gifhorn den höchsten Anteil von Menschen mit Migrationsgeschichte (rund 16 Prozent). In den Samtgemeinden Hankensbüttel, Pappenteich und Meinersen leben dagegen weniger. Die Kommune mit dem größten Anstieg ist Isenbüttel (von 5,78 Prozent im Jahr 2021 auf 12,65 in 2022).

Viele vor langer Zeit Zugewanderte haben noch ausländischen Pass

Zwei Drittel aller Zugewanderten (10.234 Menschen) sind erst in den vergangenen zehn Jahren im Kreis Gifhorn angekommen. Dagegen leben viele Menschen (5.620) schon lange hier, haben aber immer noch einen ausländischen Pass. Fast die Hälfte davon ist bereits 30 und mehr Jahre in Deutschland.

Die Autoren analysieren in der Broschüre auch noch die Verteilung der Aufenthaltstitel, der Leistungsbezüge und der Einbürgerungen. Ihr Fazit zum Schluss: Der Landkreis sei „ziemlich international“. Dass es so viele junge Zugewanderte gibt, stelle „bei entsprechenden Lern- und Entfaltungsmöglichkeiten nicht nur für die wirtschaftliche Zukunft eine große Chance und vielfältige Potenziale dar“.

Die 25-seitige Broschüre ist auf der Homepage des Landkreises (www.gifhorn.de) unter dem Sachgebiet Integration online verfügbar und kann in gedruckter Form in jeweils gewünschter Zahl unter Integration@gifhorn.de bestellt werden.

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