Gifhorn. Ausgerechnet das Gifhorner Vorzeigeprojekt trifft auf Kritik. Der Stadtelternrat wendet sich massiv gegen höhere Hortbeiträge.

Gifhorner Stadtelternrat versus Gifhorner Stadtrat: Das Duell um Elternbeiträge und Betreuungsqualität ist eröffnet. Die spannende Frage ist: Wer ist mehr überrumpelt? Der erst vor vier Wochen neu konstituierte Gifhorner ehrenamtliche Stadtelternrat, der prompt mit Plänen für eine satte Beitragserhöhung konfrontiert ist? Oder die Stadtverwaltung, die immer auf die tolle Kinderbetreuung stolz war, viel Geld hineinsteckt, und sich jetzt dürftige Qualität vor allem im Ganztagsbereich an Grundschulen vorhalten lassen muss?

Die außerordentliche Sitzung des Stadtelternrats am Mittwoch, 22. November, von 18.30 Uhr an in der Caritas-Kindertagesstätte St. Altfrid (Martha-Michaelis-Straße 23) wird spannend. Die Eltern erwarten Verwaltungsvertreter und Ratsmitglieder zum öffentlichen Austausch. Der neue sechsköpfige Stadtelternrat um die Vorsitzende Vanessa Jahns und Vertreter Christopher Finck geht gleich ans Eingemachte.

Höhere Elternbeiträge für Hort oder Krippe in Gifhorn? Darauf kommt noch ein sattes Essensgeld

Ein Positionspapier soll die Auffassungen der Elternschaft zu höheren Beiträgen und dem für 2026 geplanten Aus für die Horte festschreiben. Zudem sollen die Eltern mobilisiert werden zur Teilnahme an der entscheidenden Sitzung des Schul- und Kindergartenausschusses am Donnerstag, 30. November, von 16 Uhr an im Rathaus.

Die vorgeschlagene Erhöhung der Elternbeiträge für Krippen, Horte und Kindergarten-Randzeiten um 45 Prozent in zwei Schritten lehnt der Stadtelternrat Christopher Finck zufolge ab. Man akzeptiere die vorgeschlagene weitere Spreizung der Einkommensgruppen als „angemessen und richtig“, sagte Finck. Statt bis 50.000 Euro Familieneinkommen pro Jahr reicht die Beitragsstaffel künftig bis 90.000 Euro.

Aber sowohl die prozentualen Aufschläge als auch das Ziel, auf einen landkreisweiten Durchschnittswert zu kommen, hinterfragen die Eltern. „Aufschläge könnten wir allenfalls im Rahmen der Tarifsteigerungen der Erzieherinnen akzeptieren“, so Christopher Finck. Allerdings hatte die Stadt vorgerechnet, dass die Fachkräfte seit der letzten Beitragsrunde vor neun Jahren 27 Prozent mehr Gehalt bekommen, also deutlich mehr als die Mitte 2024 angestrebte 20-prozentige Beitragsanhebung.

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Für die Eltern sei die Kostenbelastung mit den Betreuungsbeiträgen nicht zu Ende, erinnert Finck: „Wir zahlen auch noch das Essensgeld ohne Beteiligung der Stadt. Andere Kommunen geben dafür Zuschüsse.“ Das Essensgeld in Gifhorn liege mittlerweile bei 80 bis 85 Euro im Monat.

Der Schuki-Club galt im Ganztag immer als Vorzeigemodell

„Außerdem fehlt uns eine Debatte über die Qualität in den Einrichtungen“, trifft Christopher Finck einen empfindlichen Punkt. Hält sich die Stadt doch immer ihre Familienfreundlichkeit und die besondere Betreuungsqualität nach Gifhorner Maßstäben zugute. Doch das sehen die Familien offenkundig anders. In den Krippen seien drei Erzieherinnen ohnehin Pflicht, argumentiert Finck. „Und im Ganztagsbereich der Schulen hört es auf.“ Dort gebe es praktisch keine Qualitätsanforderungen an das Personal und viel zu große Gruppen.

Bürgermeister Matthias Nerlich hatte dagegen unlängst betont, die Stadt übertrage das Betreuungsniveau der Horte auf die Ganztagsangebote, wo der Gifhorn-eigene Schuki-Club als Vorzeigemodell gilt. Finck hält dagegen: „Da gibt es vielleicht einen Sozialpädagogen, der das koordiniert, aber sonst kein Anforderungsprofil an das Personal.“

Kinder sind im Gifhorner Ganztag gescheitert

Schon kenne der Stadtelternrat Fälle von Familien, deren „Kinder im Ganztag gescheitert seien“, nicht zuletzt mangels qualifizierter individueller Zuwendung wie zuvor im Kindergarten. Die bestehenden Horte ab 2026 per Federstrich abzuschaffen oder zugunsten der Ganztagsschulen umzuwidmen, sei als Elternsicht daher nicht richtig. Auch für diese Überzeugung wollen sie am Mittwoch bei den eingeladenen Ratsvertretern werben.

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