Gifhorn. Der Firmenchef hält die langfristige Beschaffungsstrategie dennoch für richtig. Die Region profitiere von den Stadtwerken mehrfach.

Stadtwerke-Kunde Wolfgang Pfeiffer aus Didderse kritisiert das Strompreis-Niveau des Kommunalversorgers. Auch die Kundenansprache des vor zehn Jahren mit hohen Zielen gestarteten Unternehmens rügt der Papenteicher in einem Schreiben an die Redaktion.

Konkret: Das aktuell beworbene Stromangebot mit einer Mindestlaufzeit von zwei Jahren koste 39,82 Cent pro Kilowattstunde. Der regionale Mitbewerber LSW offeriere bereits in der Grundversorgung Preise unter 30 Cent je Kilowattstunde.

Agieren die Stadtwerke Gifhorn wirklich unseriös?

Zudem, so Pfeiffer, hätten die Stadtwerke ihren besagten neuen Tarif Fix 24 mit einer Wechselfrist bis 30. November an ihre Kunden geschickt. Wer nicht zugreife, bleibe womöglich in dem Tarif Naturstrom für sage und schreibe 56,8 Cent pro Kilowattstunde, was weit jenseits des nicht mehr lange geltenden Strompreisdeckels von 40 Cent liege. Insgesamt fällt Pfeiffers Urteil vernichtend aus: „Ich empfinde das Vorgehen der Stadtwerke als unseriös. Viele Strombezieher werden nicht so intensiv nachhaken wie ich und verwundert sein, wenn sie im nächsten Jahr extrem hohe Stromkosten in Rechnung gestellt bekommen.“

Geschäftsführer: Wir brauchen Versorgungssicherheit

Stadtwerke-Geschäftsführer Olaf Koschnitzki hält die Kritik für ungerecht. Er betont: „Seit unserer Gründung sorgen wir für Wettbewerb in Gifhorn und im gesamten Landkreis und waren bislang mehr als 8 Jahre günstiger als die LSW. Zudem bestand der Wunsch, die Wertschöpfung und die erzielten Gewinne der Gemeinschaft vor Ort zukommen zu lassen. Was wir seitdem auch tun.“

Zu den hohen Strompreisen merkt Koschnitzki an: Die Stadtwerke-Stromtarife lägen im regionalen Vergleich im Mittelfeld. Zu berücksichtigen sei: „Die Großhandelspreise für Gas und Strom sind weltweit enorm volatil. Um eine Dämpfung der schwankenden Marktpreise zu erreichen und Versorgungssicherheit zu gewährleisten, verfolgen wir eine langfristige Beschaffungsstrategie. Wir kaufen unseren erwarteten Energiebedarf zwei bis drei Jahre im Voraus ein. So fließen also die hohen Preise aus 2022 in die aktuellen Energiepreise ein. Die Alternative wären Energietarife mit einer sehr kurzfristigen Beschaffung und häufigen Preisanpassungen.“

Viele Preise sind kurzfristig ohne Risikoprämie kalkuliert

Und das könne durchaus problematisch werden, so Marktkenner Koschnitzki: „Auf Vergleichsportalen treten Wettbewerber auf, die Mengen nicht für den Bestand eingedeckt haben, sondern Energiemengen kurzfristig am Spotmarkt beschaffen und somit unmittelbar von derzeit günstigeren Bezugspreisen profitieren. Diese Wettbewerber können aber keine langfristige Preisgarantie anbieten. Die aktuell günstigere Marktpreisphase ist vorwiegend der extrem warmen Witterung und der enormen Verfügbarkeit von Flüssiggas geschuldet. Risikoprämien sind deutlich ausgepreist.“