Ehra-Lessien. Auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne sollen Plätze für die Erstaufnahme von Flüchtlingen entstehen. Der Gemeinderat fühlt sich übergangen.

Offenheit und Verhältnismäßigkeit im Umgang mit dem brisanten Thema Geflüchtete im Camp Lessien forderten sowohl Ratsmitglieder als auch Zuhörer, als sich der Gemeinderat am Mittwoch im Schützenheim Ehra zur Sitzung traf. Ungewohnt viele Gäste hatten sich eingefunden um den Bericht des Bürgermeisters zum Thema Flüchtlingsunterbringung zu folgen. Es waren ausschließlich besorgte Bürgerinnen und Bürger aus Lessien. Viele wohnen an der Platzstraße und sind unmittelbar betroffen.

Bürgermeister Jörg Böse wies eingangs darauf hin, dass er selber keine Informationen habe, die über die Presseberichterstattung hinausgingen. Böse: „Ich kann ihnen nichts zu Sachstand sagen. Ich weiß nicht wann und wie viele Menschen erwartet werden und auch nicht, wer kommen soll.“ Aus dem Besucherrund hieß es, dass die Dinge seit 2015 sich nicht geändert hätten und es immer noch keine Auskünfte für die Betroffenen gebe, über deren Köpfe hinweg entschieden werde,

Die Presseberichte beziehen sich alle auf eine gemeinsame Mitteilung der Landesaufnahmebehörde und des Landkreises. Dort heißt es unter anderem, dass zur Erweiterung der bestehenden Kapazitäten und zur Begegnung des anhaltend hohen Zuzuges von Asylsuchenden weiterhin geeignete Liegenschaften gesucht würden. Dabei sei die ehemalige Kaserne in Lessien seit vielen Jahren eine Reserveliegenschaft. Teile des Geländes sind an den Landkreis untervermietet und werden bereits als kommunale Gemeinschaftsunterkunft genutzt.

In Lessien soll die Erstaufnahme von Geflüchteten eingerichtet werden

Auf dem Gelände sollen Plätze für die Erstaufnahme von Geflüchteten eingerichtet oder hergerichtet werden. Empört zeigten sich die Zuhörer über die Mitteilung, dass sich wegen Verhandlungen baurechtlicher Vorgaben Land und Landkreis im Gespräch befänden, und da diese noch nicht abgeschlossen seien, zum Zeitplan noch keine Auskunft gegeben werden könne. Weiter heißt es „für interessierte Bürgerinnen und Bürger wird es nach Abschluss der Verhandlungen eine Informationsveranstaltung geben, bei der über die konkreten Planungen informiert wird“.

am 20. Dezember gibt es eine weitere Ratssitzung

Die Tatsache, dass der Gemeinderat mit keiner Silbe informiert wurde, beklagten die ehrenamtlichen Kommunalpolitiker. Sie verwiesen auf eine Gemeinderatssitzung vor einem Jahr, an der Landrat Tobias Heilmann teilnahm. Dort wurde von einer akzeptablen Zahl vom maximal 250 Geflüchteten in Lessien ausgegangen. Lessien sei viel zu klein und verfüge nicht über die gebotene Infrastruktur für mehr. Jörg Böse schlug vor, dass der Gemeinderat eine eigene Stellungnahme an den Landkreis und an die Behörde sowie eine Pressemitteilung erstellt. Für den 20. Dezember werde eine Ratssitzung zu diesem Thema anberaumt und der Landrat wird eingeladen. Trotz der allgemeinen Betroffenheit verlief die Sitzung störungsfrei.