Gifhorn. Die Museumswohnung Emma leiht sich das Dokument zur Sonderausstellung „Wohnen in der Renaissance“ bis 21. Dezember vom Stadtarchiv aus.

Sie ist einer der ältesten und wichtigsten Urkunden der Stadt Gifhorn - und ab Donnerstag für wenige Wochen öffentlich zu bestaunen: der Lehnbrief aus dem Jahr 1556, der für Caspar von Leipzig, dem Bauherrn des Kavalierhauses, ausgestellt wurde. Das Stadtarchiv leiht das Original den Museen des Kreises Gifhorn anlässlich der Sonderausstellung in der Emma-Museumswohnung im Gifhorner Kavalierhaus: „Wohnen in der Renaissance“.

Schlosshauptmann und Bauherr pachtete Haus und Land vom Herzog

„Von Gottes gnaden, Wir Frantz Otto Hertzog zu Braunschweig und Lüneburg bekennen hiermit vor Uns, unsere Erben, nachkommen und Allermänniglichen, daß wir den Erbaren unseren lieben getreuen Casparn von Leiptzig ... zu einem rechten Erbmannlehen belehnet haben ...“ Alles verstanden? Das Schreiben besagt nichts anderes, als das Schlosshauptmann Caspar v. Leipzig 1556 das Kavaliershaus mit dazugehörigem Grundstück und mehreren Ländereien vom Herzog gepachtet hat, allerdings nicht gegen Geld, sondern gegen Dienstleistungen. „Das ist der älteste schriftliche Hinweis auf das Kavalierhaus“, sagt Annette Thiele, die Leiterin der Emma-Museumswohnung. Später sei das Haus auch in Caspars Steuerakten genannt worden.

Heike Klaus-Nelles (von links), Thomas Meinecke, Annette Thiele und Alexa von der Brelje bei der Übergabe der Lehnurkunde und Unterschrift für den Leihvertrag.
Heike Klaus-Nelles (von links), Thomas Meinecke, Annette Thiele und Alexa von der Brelje bei der Übergabe der Lehnurkunde und Unterschrift für den Leihvertrag. © FMN | Reiner Silberstein

Weil das Schriftstück mit schwarzer Tinte auf vorindustriell gefertigtem - und damit lange haltbaren - Hadernpapier so wichtig ist, hat sie das Stadtarchiv gebeten, es für die Ausstellung ausleihen zu dürfen. So wurde der Brief am Mittwoch Vormittag überreicht und die weniger als 100 Meter zum Kavalierhaus herübergebracht. Bis zum 21. Dezember soll das Schriftstück dort ab der Ausstellungseröffnung am Donnerstag um 18.30 Uhr zugänglich sein. „Wir präsentieren es auf besondere Weise“, so Thiele. Damit das Papier möglichst vor UV-Licht geschützt ist, wird es in einem Kasten aufbewahrt. Die Betrachterin oder der Betrachter muss erst einen Deckel anheben.

Es gehört zu Gifhorns ältesten archivierten Dokumenten

Im Stadtarchiv war der Brief bisher in einer säurefreien Mappe, obendrein in einem Archivkarton und schließlich noch in einem Stahlschrank verwahrt, sagt Stadtarchivarin Heike Klaus-Nelles. „Er ist etwas Besonderes und wirklich in einem guten Zustand.“ Gifhorns ältestes archiviertes Dokument ist nur 143 Jahre älter: das erste Ratsbuch. Sie freue sich immer, wenn ein Dokument auch mal in der Öffentlichkeit gezeigt werden kann. Der Brief sei zwar schon digitalisiert, aber noch nicht online einsehbar.

Deshalb hat Thiele große Hoffnungen, dass sich die Gifhorner auf den Weg machen, das Schriftstück im Kavalierhaus zu betrachten. „Wir sind von der Aura des Originals überzeugt. Das ist eine einmalige Gelegenheit.“ Damit die auch möglichst viele Menschen nutzen können, erweitert das Kavalierhaus seine Öffnungszeiten während der Ausstellung: Zu den üblichen Zeiten Samstag, 11 bis 13 Uhr, und Sonntag, 14 bis 16 Uhr, greift das Museum die Öffnungszeiten des Kulturvereins zusätzlich auf: Montag und Mittwoch, 10 bis 14 Uhr, sowie Donnertsag 15 bis 18 Uhr.

„Unsere Begeisterung ist groß“, sagt Alexa von der Brelje, die Leiterin aller vier Kreis-Museen. „Das Stadtarchiv ist sehr wichtig, da steckt viel Arbeit drin“, ergänzt Thomas Meinecke, der stellvertretende Fachbereichsleiter Kultur und Soziales, „nur wenn man die Geschichte erhält, kann man Fehlerwiederholung vermeiden.“