Gifhorn. Die Gespräche laufen. Der Zeitplan soll noch offen sein. Der Handlungsdruck steigt angesichts nochmals erhöhter Zuwanderungzahlen.

Die niedersächsische Landesaufnahmebehörde will hunderte zusätzliche Flüchtlinge in der Unterkunft Lessien im Landkreis Gifhorn unterbringen. Was unsere Zeitung bereits vor mehr als drei Wochen exklusiv berichtete, bestätigten die Kreisverwaltung und die Landesaufnahmebehörde am Dienstag in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Parallel wurde der Sozialausschuss des Kreistags durch den Ersten Kreisrat Thomas Walter informiert.

Details für die Bevölkerung? Erst wenn alles feststeht

Eine Informationsveranstaltung für die Menschen in Ehra-Lessien soll es erst geben, wenn sich der Zeitplan verfestigt hat. Inzwischen mehren sich Hinweise, dass in Lessien so viele Asylbewerber unterkommen sollen, dass über den Gebäudebestand hinaus zusätzliche Mobilcontainer auf den ehemaligen betonierten Panzerplatten der Ex-Kaserne errichtet werden sollen.

Unterdessen berichtet das Innenministerium im niedersächsischen Landtag, dass es in den vergangenen 12 Monaten während des bisherigen Nutzungsumfangs zu 57 Polizeieinsätzen in und am Camp Lessien gekommen ist.

Mehr als 1300 Asylbewerber leben bereits im Landkreis

Laut jüngsten Zahlen der Kreisverwaltung leben aktuell 1302 Asylbewerber im Landkreis Gifhorn. 639 bewohnen „landkreiseigene“ Wohnungen, weitere 663 nutzen die Gemeinschaftsunterkünfte.

Laut Angaben im Sozialausschuss soll die Flüchtlingsbetreuung 2024 erneut mit mehr als 20 Millionen Euro zu Buche schlagen. Allein die Krankenhilfe macht davon 1,9 Millionen Euro aus.

Das ist zur geplanten Notunterkunft in Lessien bekannt

So soll es nach Informationen von gestern nun in Lessien weitergehen: Die Landesaufnahmebehörde will in Lessien in einer Notunterkunft Plätze für die Erstaufnahme von Asylbewerbern schaffen. Das Land hat die ehemaligen Bundeswehr-Liegenschaften vom Bund gemietet und teilweise an den Landkreis untervermietet.

Der Landkreis will das Camp Lessien auch weiterhin zusammen mit der Landesaufnahmebehörde nutzen. Er betreibt insgesamt sechs Wohnanlagen in Lessien, Meinersen, Kästorf (Diakonie), Gifhorn (Clausmoorhof), Brome und Winkel. Parallel verstärkt die Verwaltung ihre Suche nach Mietwohnungen zur Unterbringung von Zuwanderern.

Mindert die Außenstelle die Aufnahmepflicht der Kommunen?

In Lessien nutzt der Landkreis bislang 250 Plätze im sogenannten „regulären Betrieb“. Platz ist allerdings deutlich mehr. Während der Corona-Pandemie und der Ukraine-Krise wurden weitere Plätze auf dem Gelände zur Unterbringung hergerichtet. So lebten im Frühjahr 2022 vorübergehend 450 ukrainische Kriegsflüchtlinge in dem Camp.

Offen bleibt vorerst, in welchem Umfang Asylbewerber unter der Obhut der Landesaufnahmebehörde auf die Aufnahmepflicht des Landkreises angerechnet werden. Wie exklusiv berichtet, erhöht sich die Quote bis März 2024 um 640 Personen. Das Land hat die Zahl der allein im laufenden Jahr zu betreuenden Flüchtlinge gerade erst von 30.000 auf 32.000 hochgesetzt.