Gifhorn. Der Freundeskreis freilebender Wölfe spricht sich für eine absolute Transparenz bei Abschuss-Genehmigungen aus. Er sieht die Probleme woanders.

Mit scharfer Kritik hat der Freundeskreis freilebender Wölfe, ein anerkannter Natur- und Artenschutz-Verband, auf die Pläne des Gifhorner Kreistags reagiert. Einstimmig hatte sich der Umweltausschuss des Kreistags dafür ausgesprochen, dass Landrat Tobias Heilmann das niedersächsische Umweltministerium auffordern solle, den erst im Dezember verabschiedeten Problemwolf-Erlass aufzuheben oder zumindest dafür zu sorgen, dass das Gebiet, in dem ein Problemwolf geschossen werden soll nicht vorab im Detail veröffentlicht wird.

Artenschützer fordern völlige Transparenz bei Abschuss-Genehmigungen

In mehreren Stellungnahmen prangerte der Freundeskreis freilebender Wölfe die Initiative der Kreistagsparteien an. Sie warfen den Politikern vor, die behördlich angeordneten Abschüsse weiter verschleiern zu wollen. Die Empfehlung des „umweltfeindlichen sogenannten Umweltausschusses“ sei das Papier nicht wert auf dem sie steht, so Pressesprecher Hendrik Spiess. Der Kreistag des Landkreis Gifhorn maße sich an, sich ins europäische Wolfsmanagement und europäisches Naturschutzrecht einzuschalten.

Der Freundeskreis-Vorsitzende Ralf Henschel, zweiter Vorsitzender Thomas Mitschke und Spiess forderten, dass unabhängig von Pressemitteilungen über Ausnahmegenehmigungen wesentliche Informationen zu den genehmigten Wolfsabschüssen den Umweltverbänden umgehend zur Verfügung gestellt werden müssen, auch und gerade aus dem Landkreis Gifhorn und den angrenzenden Landkreisen. „Die Verbände sind explizit zu informieren, welcher Wolf und welcher Landkreis jeweils betroffen ist. Bisher hat man die Veröffentlichung immer kurz vor das Wochenende gelegt, um den Verbänden die Arbeit zusätzlich zu erschweren. Auch mit diesem Taktieren muss Schluss sein. Zukünftig müssen Abschussgenehmigungen sofort und transparent an die Verbände übermittelt werden, damit diese die Entscheidungen des Umweltministeriums umgehend überprüfen können. Eine Geheimhaltung wäre verfassungswidrig!“, heißt es in der Stellungnahme.

Primär bräuchte es dringend ein Weidemanagementplan im Landkreis Gifhorn, mahnen die Wolfsschützer. Sie verweisen darauf, dass beim Herdenschutz keine Lippenbekenntnisse und hohle Sprachhülsen helfen. Dass sich der Landrat für einen geeigneten Herdenschutz einsetzen solle sei inhaltlich nicht konkret und wenig zielführend. Der Freundeskreis begrüßt allerdings den geplanten Herdenschutz-Infotag im Landkreis Gifhorn, der jedoch nur der Auftakt sein könne für eine kreisweite Initiative.

Vor allem komme es auf eine direkte Beratung bei Hobbyhaltern und Haltern im Nebenerwerb vor Ort an. Hier gebe es die meisten Probleme, so der Freundeskreis, der vor allem Totalverweigerer in Sachen Herdenschutz kritisierte. Mit Blick auf die überdurchschnittlich hohe Anzahl an Nutztierrissen im Landkreis verwiesen die Wolfsschützer auf die Erhebungen der niedersächsischen Landwirtschaftskammer: „Weit über 80 Prozent der Tiere waren weder wolfsabweisend geschützt bis teils nicht einmal hütesicher geschützt und wurden somit dem Wolf quasi als Imbiss feilgeboten.“ Abschüsse seien insbesondere aus diesem Grund in keiner Weise zu rechtfertigen.