Gifhorn. Regisseurin Andrea Rothenburg und ihr Kameramann von „Nicht mehr nicht mehr leben wollen“ diskutieren mit dem Publikum. Das zeigt der Film.
Corona-Zeit und andere gesellschaftliche Krisen hat die Lage von Menschen mit psychischen Erkrankungen nicht gerade verbessert. Wie soll man Menschen erreichen und helfen, wenn diese sich einigeln und aus der Gesellschaft zurückziehen? Das Bündnis gegen Depression will mit einer Einladung ins Kino nicht nur Brücken bauen, sondern auch die Krankheiten „sichtbarer“ machen.
„Die Situation hat sich seit Corona verschlechtert“, sagt Edda Tix, die Sprecherin der Arbeitsgruppe Junge Erwachsene, „bei vielen beobachten wir einen verstärkten Rückzug.“ Die psychischen Erkrankungen nähmen zu, so Daniela Schilling von der Jugendwerkstatt. „Die Menschen ziehen sich zurück, gehen in sich. Da ist es schwierig, sie dort herauszuholen.“
Mit einer Kinovorführung und einem Film über psychische Probleme ist das vor eineinhalb Jahren schon einmal gelungen. Deshalb gibt es am Mittwoch, 10. Mai, um 15.30 Uhr einen zweiten Anlauf im Kinocenter am Steinweg. Präsentiert wird „Nicht mehr nicht mehr leben wollen“, ein Film zur Suizidprävention von der Regisseurin Andrea Rothenburg.
Verzweiflung und Ausweglosigkeit werden überwunden
„Hier zeigen Menschen, wie sie sich herausgearbeitet haben“, so Anja Lenz-Rosenthal vom Sozialpsychiatrischen Dienst des Landkreises – Menschen, die nicht mehr leben wollten, Menschen, die dachten, sie schaffen es nicht mehr. Verzweiflung und Ausweglosigkeit haben sie aber letztlich überwunden und berichten, wie. „Der Film soll Mut machen“, so Lenz-Rosenthal.
Martin Schultz zum Beispiel geriet zu Beginn der Pubertät das erste Mal in eine schwere Lebenskrise. Erik Formosa verabredete sich als Jugendlicher mit einem Freund, um sich gemeinsam das Leben zu nehmen. Michael Freudenberg wurde als Psychiater selbst depressiv und bekam auf einem großen Psychiatriekongress lebensmüde Gedanken. Bei dem Künstler Andreas Schmidt schwingt immer der Wunsch mit, irgendwann nicht mehr da zu sein. Dennoch will er leben und lebt gerne. Ein Widerspruch?
Regisseurin und Kameramann diskutieren mit Publikum
Nach der Vorführung stellen sich die Regisseurin und ihr Schnitt- und Kameramann, Osswald Krienke, persönlich den Fragen der Besucher. Im Foyer stellen sich die Kooperationspartner des Bündnisses gegen Depression mit ihren Informationsständen vor und bieten ihre Kontaktmöglichkeiten an: Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen, Krankenkassen und Verwaltung. „Auch das Krisentelefon bleibt an diesem Tag eingeschaltet“, kündigt Lenz-Rosenthal an – besetzt mit jemanden, der den Film ebenfalls gesehen hat, damit man direkt Bezug darauf nehmen kann. Die Telefonnummer: (0800) 8282333.
Die Veranstaltung soll dazu beitragen, Betroffene und Angehörige zu informieren, um Ihnen den Zugang zum Hilfesystem zu erleichtern und einen offeneren Umgang mit dem Thema zu fördern. Möglichkeiten des Umgangs mit Krisen – auch suizidalen – werden aufgezeigt.
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Der Eintritt zum Film ist kostenfrei, Anmeldungen sind nicht nötig, bei größeren Gruppe aber erwünscht (E-Mail: Anja.Lenz-Rosenthal@gifhorn.de). Zur Verfügung stehen rund 200 Sitzplätze. Einlass um 15 Uhr, Beginn um 15.30 Uhr.
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