Gifhorn. Die Apotheken, ein Fotogeschäft und die fleißigen Näherinnen haben noch Vorräte – und Luft nach oben.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil kündigte am Mittwoch landesweite Regelungen für eine Maskenpflicht ab Montag an – wo soll man jetzt auf die schnelle welche herbekommen? Die Ankündigung allein reichte schon, dass gestern die Nachfrage nach diesem Produkt in den Geschäften des Landkreises anstieg.

Stefan Schleps plädiert für den Schutzschirm aus Kunststoff.
Stefan Schleps plädiert für den Schutzschirm aus Kunststoff. © Reiner Silberstein

„Und dann hätte ich gern noch fünf Einwegmasken“ – dieser Satz fiel am Nachmittag bei fast jedem Kunden in der Aller-Apotheke im Gifhorner Steinweg. So wie sich das Virus am Anfang vermehrte, so wachse nun die Begehrtheit der einfachen OP-Masken, berichtete Apotheken-Chef Thorsten Stoye: exponentiell.

„Aber das hatte sich ja angebahnt“, sagt der Apotheker. Deshalb habe er noch reichlich Vorrat. „Und die nächste Lieferung kommt am Abend: 20.000 Stück.“ Das Problem sei gar nicht, solche Masken zu bestellen, sondern sie auch fristgerecht geliefert zu bekommen. Und wer sich über die Preise wundert – eine kostet umgerechnet bis zu 1,33 Euro – der Gifhorner Apotheker versichert, dass er daran keinen Gewinn mache, sondern nur seine Ausgaben kalkuliere. „Das ist sozusagen unsere Corona-Hilfe.“

Er betont aber: Auch mit Maske dürfe der Sicherheitsabstand von 1,5 bis 2 Meter nicht vernachlässigt werden. Die Maske setze nur die Geschwindigkeit von Puste und Spucketropfen herab, Viren filtern könne sie nicht. „Deshalb sollte man auch weiterhin in die Armbeuge niesen. Sie schützt auch nur mein Gegenüber.“

Und wenn Einmalmasken feucht sind, gehörten sie entsorgt. Einmalmasken hat auch die Schloss-Apotheke in Groß Schwülper vorrätig, aber seit Mittwoch gebe es plötzlich einen reißenden Absatz, sagt Betreiber Martin Becher. Er bestelle laufend nach, aber die Mengen seien rationiert, „und so leben wir von der Hand in den Mund“. Wenn nun die Maskenpflicht am Montag beginnt, werde es vermutlich noch schwieriger, welche zu bekommen.

Eine andere Lösung hält Ringfoto Calberlah in der Braunschweiger Straße 1 seit Dienstag parat: Das „Face Cover“ (Gesichtsabdeckung) besteht aus transparenten Kunststoff und wird wie eine große, nach unten abgesenkte Schirmmütze getragen. „Sie sind angenehmer als die Stoffmasken“, findet Geschäftsinhaber Stefan Schleps, „außerdem beschlagen Brillen darunter nicht.“ Das 66 Gramm schwere und fast 10 Euro teure Schutzschild könne immer wieder mit alkoholischen Mitteln oder mit UV-Licht desinfiziert werden. 300 Stück habe er in kürzester Zeit davon verkauft – zur Hälfte an eine Firma, ansonsten an lauter Einzelpersonen. „200 weitere bekommen wir noch geliefert.“

Neben industriell gefertigten Produkten gibt es aber auch weiterhin noch echte Handarbeit im Kreis Gifhorn: Christina Graumann aus Gifhorn und ihre fünf Näherinnen sind weiterhin emsig dabei. „Wir haben für Privatpersonen etwa ein bis zwei Tage Wartezeit“, sagt Graumann. „Für Firmen und Unternehmen, die größere Mengen brauchen, bieten wir auch an, dass sie ihren eigenen Stoff bringen und wir diesen für sie in ihrer Wunschfarbe verarbeiten.“ Je nach Menge könne das einige Zeit in Anspruch nehmen.

Das Team nimmt keinen festen Betrag, sondern bittet um eine freiwillige Spende. Das Geld fließt in den Verein Hand in Hand für Kinder der Region. Graumann ist erreichbar unter (01577) 8959780. oder auf dem sozialen Netzwerk Facebook im Internet. Wer nicht in Gifhorn wohnt oder die Masken abholen kann, braucht sich keine Sorgen zu machen. „Wir haben zwei Damen, die quer durch den ganzen Landkreis fahren.“

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Anja Schölzel aus Ummern, die normalerweise über ihren Webshop handgestrickte Socken für Erwachsene und Kinder sowie Sockenwolle vertreibt, bietet jetzt ebenfalls Alltagsmasken in stilvollen Stoffen an. 15 Stück habe sie handgefertigt und auf Lager, würde auf Bestellung weitere nähen. Wer Interesse hat, schickt ihr eine Nachricht auf Facebook an das Profil „Olferia Handarbeiten Schölzel“.

Auch Sylvia Dürheide würde bei steigender Nachfrage nach Behelfsmasken die Nähmaschine kräftig rattern lassen. Ein paar habe sie noch auf Vorrat, fertigt aber gern kostenlos mehr an. „Sie können dann bei mir abgeholt werden. Ich werde sie irgendwo deponieren.“ Wo das sein wird, wird mit dem Interessent persönlich am Telefon besprochen. Über Stoffe und Gummibänder als entgegenkommende Geste würde sich die Barwedelerin freuen. Sie ist erreichbar unter (05366) 480.

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Gifhorns Landrat Andreas begrüßt die angekündigten Regelungen der Landesregierung: „Dass ab Montag in ganz Niedersachsen eine Maskenpflicht für alle Bürgerinnen und Bürger gilt, ist sinnvoll.“ Aber er weist auch darauf hin, „dass ein Schutz von Mund und Nase die weiterhin geltenden Regeln zur Minimierung der sozialen Kontakte nicht außer Kraft setzt“. Jeder müsse weiterhin Abstand zu seinen Mitmenschen einhalten.

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