Das Corona-Drama in der vierten Welle nimmt seinen Lauf. Normalerweise wäre jetzt ein Lockdown fällig, nur so konnte in den vergangenen Wellen seit 610 Tagen das exponentielle Wachstum der Infektionszahlen gestoppt werden. Geht grad aber nicht. Keine handlungsfähige Regierung da. Der Rest zerstritten und verzettelt in Einzelmaßnahmen, Theorien und Bedenken. Wir fürchten noch um Weihnachtsmärkte und Karnevalsumzüge. Im Kern lautet das Problem grad so: Eine psychologisch ausgelaugte Gesellschaft lechzt nach Befreiung – ausgerechnet in dem Moment, da die Pandemie zum nächsten Schlag ausholt. Was passiert da gerade? Machen wir uns nichts vor: Die ersten grenzüberschreitenden Transporte von Intensivpatienten sind bereits unterwegs. Wir sind jetzt schlechter dran als vor einem Jahr. Es fehlt Personal, immer mehr Pflegende werfen entkräftet und ausgebrannt das Handtuch. „Normales“ Krankheitsgeschehen von Infarkt bis Krebs gibt’s ja auch noch, vieles ist bereits verschoben und aufgeschoben. Mit unseren täglichen Zahlen lügen wir uns in die Tasche. Die Aussagekraft des Anteils der Coronapatienten an der Intensivbettenbelegung ist aktuell leider gleich Null. Lasst uns zum R-Wert zurückkehren, von dem man grad leider nicht mehr so viel hört. Dieser Reproduktionswert gibt an, wie viele Menschen von einem Covid-Infizierten angesteckt werden. Aktuell sind es 100 Infizierte, die 110 bis 120 andere anstecken. Und so weiter. Das erklärt den rapiden täglichen Anstieg der Infektionszahlen. Aber das ist nicht alles. Wenn eine aktuelle Impfquote von 70 Prozent schlechtere Zahlen als vor einem Jahr nicht verhindern kann, als die Impfquote noch 0 betrug, dann müssen wir uns ernsthafte Sorgen machen, um es vorsichtig auszudrücken. Da kommt was auf uns zu. Ich schließe für heute mit einem wichtigen Satz, den ich nach so einem trüben Tag ganz gern dranhänge: Morgen kommt dann wieder mal was Nettes.