Neben all dem Gesagten lieben Menschen Autonomie, das heißt sie wollen an Entscheidungen beteiligt sein, sie wollen mitgestalten.

Das Arbeiten im Homeoffice hat eine Menge Vorteile, ohne Frage. Diese wiegen so viel, dass auch nach dem Ende des Lockdowns viele Angestellte die Vorzüge des Homeoffice weiterhin genießen werden. Zeitgleich hat dieses Arbeiten daheim einen isolierenden Effekt. Genau für die Heimarbeitenden, die den Kontakt suchen, bietet die Stadt Montreal kostenfreie Outdoor-Arbeitsplätze an. Diese kleinen Sommerinseln mit Namen Îliots d’été verfügen über kostenloses WLAN und sogar Grünpflanzen. Mit den Arbeitsstationen inmitten der Stadt wird nicht nur der urbane Raum revitalisiert, auch das geistige und emotionale Wohlbefinden der Menschen, die sich hier zum Arbeiten zusammenfinden, wird gefördert. Perspektivisch sollen noch mehr Sommerinseln in der Stadt zur Verfügung gestellt werden, vielleicht ja auch eine Idee für Braunschweig.

Auf der anderen Seite scheint der Wunsch, von zu Hause aus zu arbeiten und auf das Pendeln zur Arbeit zu verzichten, verstärkt zu sein, und viele Mitarbeiter/innen fühlen sich zunehmend wohler, wenn sie mit Menschen aus der Ferne interagieren können. Man frage sich, ob die Pandemie den New-Work-Trend in eine neue Richtung befeuert hat - oder entwickeln wir uns zunehmend zum „Homo Soziophobico“ – zu Menschen, die Angst vor menschlicher Nähe haben? Dabei ist das Erhöhen der Arbeitsort-Flexibilität erstmal gut für unsere Gehirne, denn ein Umgebungswechsel regt die Kreativität und die Fantasie an. Aus neurowissenschaftlicher Sicht gibt es jedoch Skepsis, ob wir uns wirklich auf Dauer zu Hause, allein, wohler fühlen und ob die Arbeitswelt nicht stärker von der privatem Denk- und Handlungswelt getrennt bleiben sollte.