In der langen Geschichte von Hessen am Fallstein waren das 16. und 17. Jahrhundert Höhepunkt und Blütezeit zugleich.

Immer auf meinen Fahrten nach Schloss Blankenburg nutze ich die Bundesstraße 79 von Wolfenbüttel nach Halberstadt und mache einen Halt bei einem weiteren welfischen Residenzschloss in Hessen am Fallstein. Es ist dies eine interessante Anlage, um deren Erhalt sich der dortige Förderverein Schloss Hessen seit Jahren mit großen Erfolgen bemüht. Ab 25. Juli 2021 sind auch dort wieder die Schlosstore geöffnet, und es lohnt ein Ausflug zu diesem braunschweigischen Geschichtsort an der östlichen Landesgrenze.

In der langen Geschichte von Hessen am Fallstein waren das 16. und 17. Jahrhundert Höhepunkt und Blütezeit zugleich. Hessen und sein Schloss zeigten sich als Fürstenresidenz mit überregionaler Strahlkraft, verbunden vor allem mit den braunschweigischen Welfenherzögen Julius und Heinrich Julius. Für Hessen spielte darüber hinaus eine große Rolle, dass es viele Jahrzehnte Witwensitz bzw. Witwenbesitz maßgeblicher Fürstinnen der Braunschweigischen Welfen war. Dazu zählte als erste die Markgräfin Hedwig von Brandenburg. Am 23. Februar 1540 war sie als Tochter des Kurfürsten Joachim II. von Brandenburg und dessen zweiter Ehefrau Hedwig von Polen in Cölln geboren worden. Am 25. Februar 1560 heiratete sie dort an der Spree Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel. Als Wohnsitz und zum Unterhalt erhielten sie Amt und Schloss Hessen am Fallstein zugewiesen, womit dessen Glanzzeit als Fürstenresidenz begann und wo am 14. Oktober 1564 der Sohn Heinrich Julius geboren wurde. An Julius Seite war Herzogin Hedwig zwar nicht politisch aktiv, aber kulturpolitisch wirkungsvoll. Dies zeigte sich seit der frühen Ehezeit insbesondere auf Schloss Hessen. Ihr ist auch der Beginn der dortigen Gartenkunst zu verdanken. Unter ihrer Leitung entstanden Nutz-, Zier- und Lustgärten. Insbesondere nach dem Tod ihres Ehemannes, als von 1589-1602 Schloss Hessen ihr Witwensitz wurde, hatte Hedwig sich hier in intensiver Weise um die Entwicklung der Gartenkunst verdient gemacht. Bereits ihr bildungsorientierter Mann hatte hier eine Bibliothek angelegt, deren Bücher „insofern zum Kern der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel zählen, als Herzog Julius zum ersten Büchersammler in der Wolfenbütteler Residenz sich entwickelte“. Viele der Bücher belegen das Interesse für die Gartennutzung, denn es waren die wichtigsten zeitgenössischen Werke zur Gartennutzung dabei und zwar wohl hauptsächlich auf Veranlassung der Herzogin. Verantwortlich für die Gartenverwaltung war Herzogin Hedwig und unter ihrer Anleitung entstand der vom Nutzgarten abgetrennte Lustgarten. Die lebenskluge, fromme und kunstsinnige Frau war eine wirkungsmächtige Persönlichkeit. Die von ihr geschaffenen Nutz- und Zier- bzw. Lustgärten waren keine Eintagsfliege und kein fürstlicher Zeitvertreib, was spätestens durch den großartigen Ausbau durch Hedwigs Schwiegertochter deutlich wird: Elisabeth von Dänemark.