Im kurzfristigen, hemdsärmeligen und unbürokratischen Organisieren sind wir Deutschen nicht ganz so gut wie andere. Aber dann… Wir kommen langsam, aber gewaltig. Zum Beispiel beim Impfen im mächtig gewaltigen Impfzentrum. Zweiter Impftermin mit der Mutter in der Stadthalle. Beim ersten war es noch etwas holprig, mächtig viele Leute da. Ganz schön viele Stationen, Zettel und Formulare. Dann noch der Parkschein. Aber meckern wir nicht nur rum. Wir sind alle nur Menschen in verwirrten Zeiten. Jeder ist anders unterwegs und gestimmt. Beim zweiten Mal zackzack super durch, superfreundlich, superkompetent, mustergültig, als wollten sie gerade einen Film über Perfektion drehen. Sogar mit Lächeln im Gesicht. Es gibt Leute, die behaupten, wir könnten das nicht. Quatsch. Es gibt nämlich einen ganz einfachen Grundsatz: Je mürrischer du dem anderen begegnest, desto vergrätzter blafft er zurück. Um es von der positiven Seite her zu formulieren, inspiriert von der starken Truppe im Impfzentrum: Geh’ gleich mal freundlich auf die Leute zu, dann gucken sie auch nicht mehr so streng. Wir wissen nicht, ob sie das heimlich trainiert haben, könnte ja sein. Aber es klappt prima. Und, ganz ehrlich, diesen Job hat sich keiner gewünscht, aber jeder ist überzeugt davon, wie verdammt lebensnotwendig er gerade ist. Also, Leute, macht es weiter gut. Und auch ihr, die Hausärzte und die anderen. Denn wenn wir erst mal in Gang gekommen sind, dann macht uns keiner was vor. Her mit dem Impfstoff. Und dann rein mit der Nadel. Denn wenn ich wirklich in die Stadthalle gehen will, dann nicht, um dort ein Impfzentrum zu besichtigen. Dann will ich Konzerte, Klassik, Konferenzen, Kultur! So soll es sein. So wird es wieder sein.