Warum gibt es eigentlich solch eine Abneigung gegen die Tauben? Es ist beispielsweise die Annahme, die Kulturfolger verbreiteten Krankheiten.

Bei schönem Wetter saß ich vor Corona gern auf dem Kohlmarkt und trank einen Cappuccino. Um mich herum plaudernde Leute, eisschleckende Kinder, schläfrige Hunde und – Tauben. Vor allem um den Brunnen herum gurren und picken sie, wuseln emsig herum auf der Suche nach Essbarem. Dann plötzlich: Ein kreischendes Kind läuft auf die Taubenmenge zu und laut flügelschlagend erheben sich die Vögel in die Lüfte, ganz dicht über unsere Köpfe hinweg.

Ich ducke mich, kriege Gänsehaut, nicht aus Vergnügen, nein, es schaudert mich. Die Vorstellung, dass Flügel durch meine Haare flattern, macht mich regelrecht sauer. Ich mochte sie eigentlich nicht besonders, so sehr sie auch ins Stadtbild von Städten gehör(t)en. Man denke nur an Venedig mit seinem Markusplatz, der ohne Tauben nicht der Markusplatz wäre. Viele Stadtmenschen haben ein Problem mit Tauben. Nun aber, wo niemand mehr auf unserem „Markusplatz“ einen Keks fallen lässt, haben die Tauben ein Problem. Sie finden nicht mehr genug zu picken.